„Wind River“ – Filmkritik

Eisige Wildnis und gewichtige Themen

In wenigen Tagen (09.02.) kommt mit „Wind River“ der letzte Teil der Frontier-Trilogie von Taylor Sheridan in die österreichischen Kinos. Der in einem Indianerreservat angesiedelte Thriller besticht u.a. durch seine eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen. Mit der Thematisierung von Rassismus und Sexismus könnten auch die im Film angesprochenen Themen in Hinblick auf die „MeToo“-Debatte nicht aktueller sein. In den Hauptrollen sind Jeremy Renner und Elizabeth Olsen zu sehen.

Der Fährtenleser und Jäger Cory Lambert (Jeremy Renner) findet in der tiefwinterlichen Landschaft des Indianerreservats „Wind River“ (Wyoming) die Leiche einer jungen Frau. Sie wurde offensichtlich angegriffen und ist bei ihrer Flucht durch die schroffe und eiskalte Wildnis erfroren. Für die Ermittlungen wird die junge und noch unerfahrene FBI-Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) aus Florida nach Wyoming geschickt. Zusammen mit Ben (Graham Greene), dem Kommandanten der Reservatspolizei, versuchen sie zu dritt den Täter zu finden. Dabei stoßen sie nicht nur auf einen weiteren Toten, sondern müssen sich auch mit der Witterung und den besonderen Regeln des Reservats abfinden. Denn hier – weitab von jeglicher Unterstützung – kämpft jeder für sich allein….

In der Wildnis sind Cory (Jeremy Renner) und Jane (Elizabeth Olsen) auf das Schneemobil angewiesen.

Der packende und gnadenlose Thriller „Wind River“, der wohl eher schon als Krimi beschrieben werden kann, bildet den Abschluss der hochgelobten Frontier Trilogie von Drehbuchautor Taylor Sheridan, welcher mit „Wind River“ auch sein Regiedebüt gab. Die Vorgänger „Sicario“ (2015) und „Hell or High Water“ (2016) konnten jeweils drei bzw. vier Oscarnominierungen für sich verbuchen. Auch der aktuelle Film „Wind River“ konnte bereits bei diversen Festivals, u.a. Cannes (2017), überzeugen. Der von wahren Ereignissen inspirierte Streifen besticht nicht nur mit eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen, die die Unerbittlichkeit und Schönheit der Wildnis im Reservat unterstreichen (eingefangen von Kameramann Ben Richardson („Beasts of the Southern Wild“ (2012)), sondern auch durch die Missstände, auf welche Taylor Sheridan mit diesem Film aufmerksam machen könnte. So spielen Sexismus und Rassismus gegenüber amerikanischen Ureinwohnern(innen) in diesem eine bedeutsame Rolle.

Cory (Jeremy Renner) auf der Jagd.

Während in „Sicario“ (2015) mit Emily Blunt und Benicio del Toro bzw. in „Hell or High Water” mit Jeff Bridges und Chris Pine sehr bekannte (und altgediente) Hollywoodgrößen gecastet wurden, setzt Taylor Sheridan in „Wind River“ auf eine deutlich jüngere Paarung. So ist in der Rolle des Cory, ein Jäger, der das Reservat wie seine Westentasche kennt und auch einen großen Verlust zu verkraften hat, Jeremy Renner („The Hurt Locker“(2008), „The Bourne Legacy“ (2012)) zu sehen. Seinen weiblichen Counterpart verkörpert die Nachwuchsschauspielerin Elizabeth Olsen („Avengers: Age of Ultron“ (2015), „Godzilla“ (2014)), welche als unerfahrene FBI-Agentin aus dem Süden sich einer, aus ihrer Sicht unwirtlichen Natur gegenübersieht. Auf der Leinwand harmonieren sie hervorragend als ungleiches Ermittlerteam und kommen so dem Täter, im wahrsten Sinne des Wortes, „auf die Spur“. In weiteren Rollen sind u.a. Gil Birmingham, bekannt für seine Verkörperung des Billy Black in den „Twilight“-Filmen (2008-2012), als Vater der getöteten jungen Frau und Graham Greene („The Green Mile“ (1999)) in der Rolle des Kommandanten der Reservatspolizei zu sehen.

Bei den Ermittlungen scheint die eine oder andere Situation zu eskalieren.

Insgesamt ist „Wind River“ ein sehr spannender Thriller, der auf zwei wesentliche Probleme der amerikanischen Gesellschaft – den Umgang mit ihren Ureinwohnern und dem weiblichen Geschlecht insgesamt – verweist. Durch die Zusammenführung der beiden Komplexe an einer Grenze der USA – dem Indianerreservat „Wind River“ – entstand ein Film, der sowohl betroffen macht als auch zum Nachdenken anregt. So wird auch im Abspann darauf hingewiesen, dass amerikanische Ureinwohnerinnen die einzige Bevölkerungsgruppe in den USA bilden, für welche (noch immer) keine Vermisstenstatistik existiert…

Text: Barbara Klaus

Bilder: © Thimfilm

 

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