Mitreißendes Musical mit altbekannten Gesichtern und neuen Pointen
Nach sieben Jahre Pause war es nun vor einigen Tagen endlich wieder so weit – das einmalige Musical ‚We Will Rock You‘ ist im Rahmen einer umjubelten Premiere am 22.01.2015 nach Wien zurückgekehrt. Inhaltlich etwas aktualisiert, aber mit den noch immer gleichen einmaligen Nummern der Rockband ‚Queen‘, präsentierte sich die Show einem begeisterten Publikum. Neben vielen positiven Momenten, kann aber an der Wahl des Veranstaltungsortes Kritik geübt werden.
Der Inhalt des Musicals ist schnell erklärt. Es spielt in einer fernen Zukunft auf der Erde, wobei diese jetzt unter dem Namen IPad bekannt ist. Sie wird von der Firma Globalsoft beherrscht, die Leitung selbst hält die Killer Queen inne. ‚Richtige‘, also handgemachte, Musik ist schon lange verboten. Nur eine computergenerierte und monotone ‚Gaga-Musik‘ wird der gleichgeschaltenen Gesellschaft aufgezwungen. Eine Gruppe Jugendlicher, die ‚Bohemians‘, lehnt sich gegen diese Diktatur auf und kämpft nicht nur für die Freiheit, sondern vor allem für die Musik. Legenden zufolge soll es noch irgendwo auf IPad ein Musikinstrument geben, jedoch scheint sich niemand an den Aufenthaltsort zu erinnern. Nur einer, der ‚Dreamer‘, soll angeblich in der Lage sein dieses zu finden. Wer wird am Ende siegen – die ‚Bohemians‘ oder die Killer Queen?!
Die ‚Gaga‘-Kids hören nur immer die gleiche Musik und haben alle einen sehr ähnlichen Kleidungsstil.
In knapp drei Stunden (inkl. Pause) werden dem Wiener Publikum im Rahmen des Musicals weit mehr als nur 21 bekannte und zum Teil nicht so geläufige Lieder präsentiert. ‚We Will Rock You‘ besticht durch weit mehr als nur durch seine Musik. Mit einer gerade an die heutige Zeit der globalen Vernetzung durch u.a. sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter anschließende Story, wirken die in der Geschichte angesprochenen Themen präsenter als je zuvor. Was passiert, wenn wir plötzlich (fast) nur noch unsere Zeit online verbringen und darüber alle unsere Lebensbereiche steuern können? Wie realistisch ist ein solches Szenario der kompletten ‚Gleichschaltung‘ und dem damit einhergehenden Verlust der Individualität?
Die Killer Queen und ihr Handlanger kontrollieren die ganze Welt.
Aber mal die tiefgründigen Fragen zur Seite, worum geht es bei diesem Musical überhaupt? Es geht vor allem darum Spaß zu haben! Es ist laut, es ist bunt, es ist mitreißend. Vor allem gegen Ende der Show, wenn die größten Hits der Band wie etwa ‚We Will Rock You‘, ‚We Are The Champions‘ und schlussendlich als Zugabe die ‚ Bohemian Rhapsody ‘ gespielt werden, hält es kaum noch einen Besucher auf den Sitzen. Dann wird geklatscht, getrampelt, gelacht oder, zusammenfassend gesagt, Spaß gehabt. Besonders die kleinen aber feinen neuen aktuellen Anekdoten in den Dialogen, lassen den einen oder anderen Lacher zu. Kaum jemandem können zum Beispiel die Anspielungen auf den Helene Fischer-Song ‚Atemlos durch die Nacht‘ und den YouTube-Klicks-Rekordhalter ‚Gangnam Style‘ von Psy entgehen.
Ozzy und Brit sind ‚Bohemians‘ und kämpfen für den Widerstand.
Stimmlich und schauspielerisch sind alle Darsteller des Musicals Könner ihres Faches. In den Hauptrollen sind hierbei Christopher Brose als Galileo und Jeannine Michéle Wacker als Scaramouche zu sehen. Als Brit in Form eines Verschnittes zwischen Rocker und Wikinger kann der gebürtige Wiener Markus Neugebauer bewundert werden. Als durchaus stimmgewaltige Sängerin erweist sich Linda Holmgren, die mit dem Charakter der Ozzy zu sehen ist und auch als Cover der Killer Queen gelegentlich auf der Bühne steht. Aber als Liebling des Publikums stellte sich bei der Premiere, wenig überraschend, die Darstellerin der Killer Queen heraus. Brigitte Oelke, die schon bei vergangenen ‚We Will Rock You‘-Touren in diese Rolle schlüpfte, ist so gut bei Stimme wie eh und je und der Charakter scheint ihr schon beinahe auf den Leib geschneidert worden zu sein, so sehr geht sie in der Darstellung dessen auf.
Schlussendlich können Galileo und sein ‚Baby‘ Scaramouche doch noch miteinander rockige Musik spielen.
Ein kleiner Wermutstropfen in einer sonst sehr harmonischen und umwerfenden Show ist der Aufführungsort des Musicals. Mit der Wiener Stadthalle hat man möglicherweise nicht gerade die beste Wahl getroffen. Trotz vieler Leute auf der Bühne und einer beeindruckenden Lichtershow, verschwindet diese in der Größe der Halle und auch die Akustik der Halle könnte besser sein. Gerade für Veranstaltungen wie Musicals und Konzerte, bei welchen der Sound besonders wichtig ist, sind andere Austragungsorte wünschenswerter. Dennoch ist ‚We Will Rock You‘ ein besonderes musikalisches und optisches Ereignis, das man mindestens ein-, zwei- oder auch dreimal miterlebt haben sollte. Und nach der Premiere des Musicals in Wien kann gesagt werden: Ja, wir wurden gerockt!
Text & Bilder: © Barbara Klaus
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