Wohin mit den Pins?
Am vergangenen Wochenende (23./24.11.) ging die bereits achte „Vienna Comic Con“ (VIECC) in der Wiener Messe über die Bühne. Zehntausende Besucherinnen und Besucher konnten sich über ein vielfältiges Programm mit Stars und Sternchen aus den verschiedensten Branchen und insbesondere einen noch größeren Bereich für Ausstellerinnen und Aussteller freuen. Ein wesentliches Highlight war – wie auch bei den vorherigen Ausgaben – der Cosplay-Contest mit einem diesmal mehrheitlich weiblichen Teilnehmerfeld.
Ein Jahr mussten Fans auf die nächste Auflage der „Vienna Comic Con“ warten und für viele von ihnen ging wohl dieses Wochenende (erneut) viel zu schnell vorbei. Denn es wurde – abseits der zahlreichen Ausstellerinnen und Aussteller – gleich auf vier verschiedenen Stages ein abwechslungsreiches Programm geboten. So war von den klassischen Panels mit Schauspielerinnen und Schauspielern bis hin zu Buchlesungen, Cosplay Catwalks und Lichtschwert-Kämpfen alles dabei, was das Fan-Herz höher schlagen lässt. Dazu kamen noch zahlreiche Autogrammstunden mit Größen aus diesen sowie weiteren Bereichen (z.B. Synchronsprecherinnen und Synchronsprecher), die nicht verpasst werden durften. Parallel zur VIECC fand diesmal – auch in der Messe Wien – mit der „Buch Wien“ das größte Literaturevent der österreichischen Buchbranche statt. Das Zusammenfallen dieser beiden Großevents dürfte so manche Literaturbegeisterte vor eine schwierige Entscheidung gestellt haben.
Denn beide Messen boten zahlreiche Highlights, die nur schwer zu kombinieren gewesen wären. Für die diesjährige Ausgabe der VIECC wurden die Hallenpläne erneut massiv überarbeitet. Sehr positiv fiel dabei die Zusammenlegung aller Ausstellerinnen und Aussteller, die direkt Waren verkaufen wollten, auf. So konnte man sich einerseits in den beiden Hallen (A+B) wesentlich besser orientieren und andererseits wurde der Artist Alley auf diesem Weg wesentlich mehr Platz eingeräumt. Wer sich die Zeit nahm alle Reihen und Stände abzugehen, konnte hier problemlos einige Stunden verbringen und die spannendsten Dinge entdecken. So dürfte der Scrunchie-Hype der letzten Jahre langsam zu Ende gehen. Dafür erfreuen sich Sticker (nach wie vor) größter Beliebtheit und auch Zubehör für das Spiel Dungeons & Dragons kann an immer mehr Ständen erworben werden.
Unbeschreiblich ist hingegen die Welle an Emaille-Pins, die dieses Jahr insbesondere die Artist Alley erfasst hat. An gefühlt jedem zweiten Stand konnten die kreativsten Motive in den verschiedensten Größen – von kleinen Blümchen und Pilzen bis hin zu zehn Zentimeter großen Figuren – erworben werden. Beim Rundgang durch die Artist Alley sowie die kommerziellen Verkaufsstände fiel ebenfalls auf, dass „Hollywood“ immer mehr ausgedient hat. Merchandise für Marvel- und DC-Filme sowie „Harry Potter“, „Herr der Ringe“ und „Star Wars“ verschwanden in den letzten Jahren zusehends aus den Regalen. Stattdessen gab es deutlich mehr Material zu Mangas und Animes zu erwerben, die in Österreich wesentlich weniger allgemein bekannt sind, sich jedoch weltweit einer wachsenden Fan-Community erfreuen. Dieser Trend wurde auch an den Kostümen der Besucherinnen und Besucher deutlich, die zunehmend dem Manga- und Anime-Bereich zugerechnet werden können.
Die deutliche Zunahme an niedlichen Designs – von u.a. Pokemon sowie Fauna und Flora – kann als Spiegel einer durch Krisen geprägten Gesellschaft gedeutet werden. Dahingegen konnten ernste, dunkle bis düstere Designs (z.B. Drachen, Vampire) immer weniger das Interesse der Besucherinnen und Besucher wecken. Diese Entwicklung ist ebenfalls, abseits von klassischen Ego-Shooter-Spielen, sowohl bei Computerspielen als auch Brett- und Kartenspielen erkennbar, die vor Ort mit meistens annehmbaren Wartezeiten umfassend getestet werden konnten. Interessant waren auch die diversen Kulissen, vor denen man sich in der Halle A professionell fotografieren lassen konnte. Eine unglaublich lange Warteschlange bildete sich jedoch beim Cineplexx-Glücksrad. Quer durch die gesamte Halle warteten zahlreiche Menschen dabei sehr geduldig auf ihre Chance u.a. ein Popcorn zu gewinnen.
Sie war jedoch nicht vergleichbar mit jener Menschenmasse, die sich vor der Main Stage für den alljährlichen Cosplay-Contest versammelte. Die an beiden Halleneingängen vorbeireichende, unorganisierte Warteschlange war der Preis für das deutlich verbesserte Raumkonzept in den Hallen. Denn die Main Stage wurde, wie schon bei den ersten Ausgaben der VIECC, in einen separaten Raum auf der gegenüberliegenden Seite der Halle B verlegt. Viele standen hier (auch aufgrund eines verspäteten Einlasses) mehr als eine Stunde an, um die besten Plätze im Saal zu ergattern. Beim sehr weiblich dominierten Cosplay-Contest gab es gleich sechs Gewinnerinnen und Gewinner. Neben den klassischen ersten drei Plätzen, wurde auch von jedem Jury-Mitglied jeweils ein favorisiertes Cosplay ausgezeichnet. So bleibt nach einem spannenden Wochenende nur die Frage: Wohin mit all den neu erworbenen Emaille-Pins?
Text & Bilder: © Barbara Klaus
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