Drei Jahre später: Konstanten und neue Trends
Am vergangenen Wochenende (1./2. Oktober) fand in der Wiener Messe die erste Vienna Comic Con – nach coronabedingter Zwangspause – seit 2019 statt und dabei zeigte sich: drei Jahre sind in der Welt von Anime, Comics & Co. eine sehr lange Zeit. Denn Moden und Trends in diesem Bereich kommen und gehen, wie bereits die ersten fünf Ausgaben der VIECC gezeigt haben, sehr schnell. Bei manchen Entwicklungen kann man aber, wie auch in anderen Branchen, nur hoffen, dass sie schnell wieder vorüber gehen.
Die bei Comic Conventions präsentierten Kostüme, zum Kauf angebotenen Fanartikel und eigens eingerichteten Show- und Entertainmentbereiche sind stark aktuellen Trends und Entwicklungen unterworfen. Dabei hat sich dieses Jahr gezeigt, dass insbesondere bisherige Klassiker, wie z.B. die Buch- und Filmserien „Harry Potter“, „Game of Thrones“ und „Herr der Ringe“, sowie Superhelden und Antagonisten, v.a. aus den Marvel und DC Universen, ausgedient haben. Während vor einigen Jahren noch Thor, Loki, Spiderman, Batman & Co. hoch im Kurs standen, sucht man sowohl entsprechend gekleidete Personen als auch Fanartikel zumeist vergeblich. An einem Abflachen der Präsenz dieser in populärkulturellen Medien kann es wohl kaum liegen, erschien doch erst letztes Jahr der Abschluss der neuen Spiderman-Trilogie („No Way Home“) und im Juli ein neuer Thor-Film („Love and Thunder“). Auch die langerwartete Vorgeschichte zu „Game of Thrones“ („House of Dragon“) wird – ebenso wie die auf Anhängen des Buchs „Herr der Ringe“ basierende Serie „Ringe der Macht“ – erst seit wenigen Wochen online nach und nach veröffentlicht. Daher stellt sich eher die Frage, ob nicht das Publikum für Veranstaltungen wie die Vienna Comic Con, das zugleich mit diesen Serien und Filmen aufgewachsen ist, langsam solchen Events entwächst. Deutlich wird dies insbesondere an der Altersstruktur der Gäste (Anfang zwanzig bis Anfang dreißig).
Zwar versucht die VIECC mit einem eigenen Kinderspielebereich, inklusive Hüpfburg und ansprechendem Unterhaltungsprogramm, Familien zum Event zu locken, jedoch passt das nur bedingt mit manchen anderen, für Kinder wenig angemessene, Bereiche bei dieser Veranstaltung zusammen. So wurde das Angebot, sich vor Ort ein Tattoo nach Wahl stechen zu lassen, im Vergleich zu den vergangenen Ausgaben stark ausgebaut. Ohne jeglichen Sichtschutz und aus nächster Nähe, können Besucherinnen und Besucher nun die Arbeit von Tätowiererinnen und Tätowierern bestaunen. Sowohl an den großen, kommerziellen Verkaufsständen als auch bei jenen in der Artist Alley, haben jene Artikel, die erst für junge Erwachsene geeignet sind, im Vergleich deutlich an Präsenz zugenommen. Neben Kissen mit sehr freizügigen Manga-Girls, lagen an diversen Ständen Hefte auf, deren Inhalte nur für Personen ab 18 Jahren geeignet sind, wie auch in der Regel deutlich vermerkt wurde. Zugleich lockten viele Stände mit niedlichen Stofftieren und Zeichnungen von Pokemon, Hello Kitty & Co., die auf ein deutlich jüngeres Publikum ausgelegt waren. Die nächsten Jahre werden zeigen, welche dieser Trends sich halten können und welche Modeerscheinungen wieder verschwinden.
Zum Glück sind aber auch manche Dinge (relativ) unverändert geblieben. So fanden an beiden Tagen noch immer Panels mit beliebten Film- und Serienstars auf der sogenannten „Main Stage“ statt, für die sich die Veranstalter diesmal etwas Besonderes haben einfallen lassen. So betraten die Stars über eine, aus dem Star Wars Universum bekannte, Schleuse die Bühne. So unterhielt etwa Clive Standen („Vikings“) das Publikum nicht nur mit Geschichten über (teilweise grenzwertige) Streiche am Set, sondern nutzte auch diese Bühne, um zum Schutz der Meere aufzurufen. Er selbst unterstützt die Umweltschutzorganisation „Sea Shepherd“. Die Verlagerung der gesamten Bühne aus einem extra gelegenen Raum in die Halle C erwies sich jedoch als suboptimal, da der Raum nicht geschlossen werden konnte. Die Außengeräusche waren leider phasenweise selbst in den vordersten Reihen so störend laut, dass man die Personen auf der Bühne – trotz Mikrofon – kaum verstand. Wesentlich schlechter erging es den Vortragenden auf den, grundsätzlich interessant besetzten, „Book Stage“ und „Cosplay Stage“, die ohne jegliche Abtrennung in der Halle untergebracht waren. Hier wäre – trotz (wie positiv hervorzugeben ist) sehr breiter und weitläufiger Gänge – noch Nachbesserungsbedarf.
Dabei mussten zahlreiche Besucherinnen und Besucher schon vor Betreten des Veranstaltungsgeländes gute Nerven beweisen. Die Warteschlange für den Eintritt mit Tages- und Wochenendtickets schlängelte sich bereits Samstagmittag ein gutes Stück der Messe Wien entlang. Aber auch so manche Schlange an den Getränkeständen der Food Courts – die eine sehr breite Palette an Essen, Süßem und Getränken boten – konnte sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Der größte Ansturm herrschte jedoch, wie jedes Mal, am Samstagabend um die besten Plätze beim Cosplay Contest. Dabei gab es diesmal nur auf den Leinwänden links und rechts der Bühne tatsächlich viel zu sehen. Denn die meiste Zeit tummelten sich – ausgerüstet mit diversem (schweren) Kameramaterial – bis zu fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichzeitig vor der Bühne, um die besten Bilder für Instagram & Co. einzufangen. Auch wenn so das Live-Erlebnis ein wenig getrübt wurde, standen dennoch die einzigartigen, originellen, mit viel Liebe und Aufwand hergestellten Kostüme im Mittelpunkt des Contests.
Text & Bilder: Barbara Klaus
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