Von Tulpen und Liebenden
Mit dem Historiendrama „Tulpenfieber“ (24.08.) kommt erneut ein Film mit dem Oscarpreisträger Christoph Waltz in die österreichischen Kinos. An der Seite von Alicia Vikander, die bereits ebenfalls einen Oscar erhalten hat, spielen sie in „Tulpenfieber“ ein (unglückliches) Ehepaar in Amsterdam, das in den vorherrschenden Rausch rund um die wunderbare neue Blume hineingezogen wird. Der Film besticht auf ästhetischer Ebene durch seine beeindruckenden Kostüme, jedoch mangelt es ihm an der Fähigkeit das Publikum in seinen Bann zu ziehen.
Im Amsterdam des 17. Jahrhunderts sind Tulpen wertvoller als Diamanten und der Handel mit ihren Zwiebeln floriert. Die Hoffnung mit einer einzigen, sehr seltenen Tulpe ein Vermögen zu machen, ist groß. Aber auch die Kunst der Malerei hat zu dieser Zeit einen Höhepunkt erreicht. Als Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz), der im Tulpenhandel tätig ist, den jungen Maler Jan van Loos (Dane DeHaan) engagiert, verliebt sich dieser in die schöne und ebenfalls junge Frau Sophia (Alicia Vikander) seines reichen Auftraggebers. Sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre und stricken einen gefährlichen Plan, um gemeinsam ein neues Leben zu beginnen. Der hängt schlussendlich von einem sehr riskanten Geschäft mit der teuersten Zwiebel überhaupt, der Admiral Maria, ab…
Die Äbtissin (Judi Dench) züchtet Tulpen und erzieht Waisenkinder.
Den Ausgangspunkt der Geschichte bildet die zur damaligen Zeit vorherrschende Tulpenmanie, welche einige reich und viele andere bettelarm machte. Der auf dem gleichnamigen Roman von Deborah Moggach basierende Film „Tulpenfieber“ kann sich jedoch nur schwer entscheiden, ob er lieber ein Wirtschaft- oder ein Liebesdrama sein möchte. So wird im Film stattdessen versucht beide Elemente in einer allumfassenden Darstellung des damals vorherrschenden Zeitgeistes zusammen zu fassen. Denn es ist gerade der Handel mit den kostbaren Tulpen, der Liebende auseinander reißt und Existenzen vernichtet. Wer also ein zweites „Mädchen mit dem Perlenohrring“ (2003) erwartet, wird enttäuscht werden, denn, obwohl beide Filme die Beziehung zwischen Maler und Modell thematisieren, stellt „Tulpenfieber“ nicht die erotische Entwicklung zwischen ihnen, sondern die aufgeregte, quirlige Handelsmetropole in den Mittelpunkt der Handlung.
Auf der Tulpenbörse (Cara Delevingne, re.) geht es hoch her.
Neben den detailverliebten Settings und wundervollen Kostümen, fällt ebenfalls die Dichte an preisgekrönten Stars in dieser Literaturverfilmung auf. So sind in den Hauptrollen die Oscarpreisträger Alicia Vikander („The Danish Girl“ (2015)) und Christoph Waltz („Django Unchained“ (2012)) zu sehen. Die auch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Judi Dench („James Bond“-Reihe) wirkt im Film als strenge, aber mitfühlenden Äbtissin mit. In weiteren Rollen treten u.a. Dane DeHaan, Cara Delevingne, Zach Galifianakis und Holliday Grainger auf. Trotz hervorragender schauspielerischer Leistungen, gestaltet sich die Identifikation mit den Charakteren als sehr schwierig.
Gibt es ein ‚Happy End‘ für Jan (Dane DeHaan) und Sophia (Alicia Vikander)?
Insgesamt ist „Tulpenfieber“ ein detailreicher und visuell ansprechender Film, der ein höchst interessantes und dynamisches Bild der Gesellschaft im Amsterdam des frühen 17. Jahrhunderts vermittelt. Trotz zahlreicher herausragender Schauspieler und Schauspielerinnen, fällt es schwer sich mit den Charakteren zu identifizieren bzw. Sympathie zu empfinden. So entwickelt der Film, trotz einer für eine Romanverfilmung vergleichsweise kurzen Laufzeit, zahlreiche Längen. Fans historischer Kostümdramen werden dennoch begeistert sein.
Text: Barbara Klaus
Fotos: © Thimfilm