„The Party“ – Filmkritik

Vom Ende einer Party

In wenigen Tagen (28.07.) kommt mit „The Party“ ein weiterer Film in die österreichischen Kinos, welcher im diesjährigen Rennen um den Goldenen Bären der Berlinale war. Komplett in schwarz-weiß gehalten, thematisiert die Tragikomödie in nur 71 Minuten (!) Laufzeit diverse gesellschaftliche Probleme der Gegenwart. In den Hauptrollen sind u.a. Kristin Scott Thomas, Timothy Spall, Emily Mortimer und Cillian Murphy zu sehen.

Janet (Kristin Scott Thomas) will ihre Beförderung zur Gesundheitsministerin mit ihren Freunden in einem kleinen Kreis feiern. Neben ihrem Mann Bill (Timothy Spall) sind hierbei u.a. ihre beste Freundin April (Patricia Clarkson) und ihr deutscher Partner Gottfried (Bruno Ganz), sowie das lesbische Paar Martha (Cherry Jones) und Jinny (Emily Mortimer) anwesend. Zur Party kommt ebenfalls der Banker Tom (Cillian Murphy) ohne seine Frau Marianne, welche für Janet im PR-Bereich arbeitet. Während zunächst nur Tom ein äußerst merkwürdiges Verhalten an den Tag legt, entwickelt sich die Party im Laufe des Abends dank ungeahnter Enthüllungen zu einer einzigen Katastrophe.

April (Patricia Clarkson) und Gottfried (Bruno Ganz) haben sich nichts mehr zu sagen.

Der Berlinale-Wettbewerbsbeitrag hebt sich in vielerlei Aspekten vom durchschnittlichen Kinofilm ab. In Zeiten, in denen ein Film gar nicht mehr lang genug sein kann, schafft es die Regisseurin Sally Potter in nur knackigen 71 Minuten eine örtlich und zeitlich begrenzte, aber deswegen nicht weniger spannende, Geschichte zu erzählen. Dass sie „The Party“ als Schwarzweißfilm gedreht hat, hatte wohl vor allem den Sinn die Handlung in den Mittelpunkt zu stellen und die zuweilen geradezu groteske Engstirnigkeit der handelnden Figuren zu betonen. So wird in dieser Tragikomödie u.a. zu den Themen Liebe, Ehebruch, Gesundheit, Feminismus und Tod Stellung bezogen. Schlussendlich bleibt es nicht nur bei sehr unterhaltsamen verbalen Wortgefechten.

Nach der ersten Enthüllung macht sich bei Janet (Kristen Scott Thomas) Verzweiflung breit.

Für „The Party“ konnte eine ganze Reihe an erstklassigen Schauspielern und Schauspielerinnen verpflichtet werden. Als frischgebackene Gesundheitsministerin schlägt sich Kristin Scott Thomas („Das Haus am Meer“ (2001)) durch einen Abend, der zu ihrem persönlichen Albtraum wird. Während Bruno Ganz („Der Untergang“ (2004)) als Gottfried sich voll und ganz der Esoterik verschrieben hat, flüchtet sich Patricia Clarkson („The Green Mile“ (1999)) in der Rolle der April in zynische Gedanken. Als lesbisches Pärchen können sich Cherry Jones („24“ (2001-2010)) als Martha und Emily Mortimer („Hugo Cabret“ (2011)) als Jinny nicht darüber einigen, wie sie im Grunde zu den Themen Feminismus, Männern und Drillingen (bzw. Kindern generell) stehen. In der Rolle des überheblichen, drogenabhängigen Bankers durchläuft Cillian Murphy („Peaky Blinders“ (2013-), wie auch die meisten anderen Figuren, eine interessante charakterliche Wandlung. Seine abwesende Frau Marianne ist für den Zuschauer die große Unbekannte, welche als Auslöser so manchen Konflikts beschrieben werden kann.

Inmitten dreier Pärchen bleibt Tom (Cillian Murphy) meist außen vor.

Insgesamt ist „The Party“ eine spannend inszenierte Tragikomödie, die nicht viel Action braucht, um die Gräben in der gegenwärtigen Gesellschaft aufzuzeigen. Somit ist dieser Film ein Muss für alle Fans intelligenter Kinounterhaltung und richtet sich hierbei sowohl an ein junges als auch ein älteres Publikum.

Text: Barbara Klaus

Bilder: © Sally Potter

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