Petticoats, Raucher und ein rundes Jubiläum
Gestern (13.04.) rockte die Band „The Baseballs“, nach deren Tourauftakt in Berlin am Tag davor, das Wiener Gasometer. Dass sie noch am Anfang ihrer aktuellen „Sun Sessions Tour“ stehen, merkte man ihnen auch an. Sie waren witzig und spritzig wie schon lange nicht mehr. Ein kleiner Spielverderber dabei war jedoch die Soundanlage, die entweder schlecht eingestellt oder tatsächlich am Ende ihrer Kräfte war. Das Publikum war kunterbunt – im wahrsten Sinne des Wortes. So viele verschiedene, optisch ansprechende 50er-Jahre Kleider sind eher selten an einem einzigen Ort anzutreffen. Geruchstechnisch war das Konzert jedoch dank zahlreicher Raucher eine einzige Katastrophe.
Nach einer vergleichsweise langen Pause war es Freitagabend endlich wieder so weit. Die 50er-Jahre Coverband „The Baseballs“ trat – wie es Basti, Mitglied der Gruppe, ausgedrückt hat – „zum gefühlt fünfzigsten Mal“ im Wiener Gasometer auf. Dass der Hype rund um die Covers bekannter Songs im Rock-n-Roll Stil noch immer nicht abgeklungen ist, wird schnell an der gut gefüllten Konzerthalle klar. Weitere Termine der Tournee, u.a. in Linz, München und Hamburg, sind bereits seit längerem ausverkauft. Die „Sun Sessions Tour“, welche zugleich das zehnjährige Bestehen der Band markiert, führt das deutsche Trio sogar bis nach Spanien, Finnland und Russland. So ein runder Geburtstag muss ja auch gebührend gefeiert werden.
In Feierlaune waren definitiv Sam, Digger und Basti, der Kern der Band, sowie die mit ihnen angereiste Liveband, die schon seit Jahren nicht mehr wegzudenken ist. Nur der arme Pianist musste diesmal zu Hause bleiben, denn für die Aufnahmen auf dem neuesten Album, „The Sun Sessions“, wurde kein Klavier gebraucht. Auf der Platte sind diverse bereits bekannte Covers, neu vertont, und neue Nummern zu hören. Es wurde – wie schon der Name sagt – in den bekannten Sun Studios in Memphis (Tennessee) aufgenommen. Nach zehn höchst erfolgreichen Jahren kann man sich so einen Spaß zum Band-Jubiläum auch gönnen. Am Ende durfte das (große) Klavier noch einen Kurzauftritt hinlegen, aufgepimpt mit zwei Blaulichtern. Das ‚Baby‘ dessen, ein herziges kleines Klavier, durfte dann ein Fan kurz spielen. Auch sonst hat sich die Band für ihre aktuelle Tour so einiges einfallen lassen. Neben einem drei Damen aus dem Publikum umfassenden Chor, den sie auf die Bühne holten – schließlich wollten sie schon immer Mal ihren eigenen Frauenchor haben –, standen die üblichen Spielchen mit den Anwesenden auf dem Programm.
Über zwei Stunden wurden so Witze gerissen, Geschichten erzählt, Schabernack getrieben und auch – man glaubt es kaum – Musik gemacht. Und genau hier versagte die Soundanlage aufs Kläglichste. Während möglicherweise das Publikum vorne bzw. in der Mitte noch mitbekam, worum es bei der einen oder anderen Anekdote ging, verstanden jene, die am Rand und weiter hinten standen so gut wie gar nichts mehr. Selbst bei den Musiknummern schien akustisch mit der Zeit immer weniger drin zu sein, sodass oftmals erst beim Refrain klar wurde, um welches Lied es sich handelte. Während also auf der Bühne gequatscht wurde, blieb für einen guten Teil der Fans genug Zeit sich umzusehen und die interessanten Outfits der umstehenden Personen zu betrachten. Neben den verschiedensten 50-er Jahre Kleidern, fiel einem auch so manch anderes unangenehm riechendes ‚Accessoire‘ ins Auge: die Zigarette. Trotz Rauchverbots ließen es sich so manche Besucher nicht nehmen in der Halle und im Vorraum dieser sich wiederholt einen Glimmstängel anzuzünden.
Insgesamt war die Band „The Baseballs“ bei ihrem jüngsten Auftritt im Wiener Gasometer sehr gut drauf. Ein Umstand, der auf die Soundanlage leider so gar nicht zutraf und der Performance einiges an Schwung nahm. Besonders länger andauernde Gespräche auf der Bühne wurden so für manche Teile des Publikums schnell langweilig. Der immer wieder in die Nase steigende Rauchgeruch machte die Situation nicht besser und ließ einen erneut von der Vision komplett rauchfreier Lokal- und Konzertbesuche träumen. Eine Utopie, die in den letzten Monaten in weite Ferne gerückt zu sein scheint.
Text und Bilder: Barbara Klaus