Kreischende Teenager und gelangweilte Eltern
Vergangenen Dienstag (17.09.) begeisterte Selena Gomez in der Wiener Stadthalle ein vornehmlich junges und weibliches Publikum. Knapp 1 ½ Stunden spulte sie ihr Programm gekonnt herunter und hinterließ dabei kaum einen Eindruck, weder positiv noch negativ.
Skandal? Fehlanzeige! Im Gegensatz zu anderen ehemaligen Disneystars scheint es so, als ob Selena Gomez nicht durch negative Schlagzeilen versuche ihr „Liebes-Mädchen“ – Image abzulegen. Natürlich präsentiert auch sie sich, wie viele andere junge Künstler heute, in eher knappen Outfits. So auch bei diesem Konzert. Jedoch können ihre drei für diesen Auftritt verwendeten Sachen als wenig auffallend, wenn nicht sogar langweilig beschrieben werden. Das gesamte Konzert hindurch trug sie eine einfarbige weiße Short, nur ihr Oberteil änderte sich zwischenzeitlich. Während sie zu Beginn ihres Auftritts ein weißes Hemd trug, welches frappierende Ähnlichkeiten mit einem Nachthemd hatte, wechselte sie nach einigen Nummern zu einem schwarz-weiß karierten bzw. gestreiften anliegenden Oberteil, welches auch wenig Aufsehen erregen konnte. Für die Zugabe gab es extra noch schnell ein transparentes schwarzes flatterndes Überteil. Wer sich ausgefallene und farbenfrohe Outfits erhofft hatte, wie sonst von der quirligen 21-Jährigen gewohnt, wurde enttäuscht.
Auch sonst hatte die Bühnenshow nicht mehr als das normale Standardprogramm zu bieten. Zusammen mit zwei Backgroundtänzerinnen präsentierte Gomez zu einigen Nummern einfache Choreografien. Den Rest der Zeit lief sie auf der Bühne auf und ab und ließ ihre Haare entweder durch heftige Kopfbewegungen oder einen Ventilator nur so hin und her fliegen. Aber das Publikum war begeistert und das ist das Wichtigste. Musikalisch präsentierte sich die sympathische Amerikanerin sehr gut bei Stimme, schiefe Töne waren kaum bis gar nicht vorhanden. Im Rahmen des etwa 90 Minuten dauernden Auftritts performte sie nicht nur Lieder ihres aktuellen Albums „Star Dance“, sondern einige altbekannte Songs wie „Naturally“, „Love You Like a Love Song“ und „Who Says“. Dazwischen schummelten sich auch einige Coverversionen, wie etwa „Dream“ von Priscilla Ahn und „Royals“ von Lorde. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt als sie ihren Hit „Come & Get It“ als Zugabe präsentierte. Abgerundet wurde der Abend durch die Party-Nummer „Slow Down“ und einen beeindruckenden Confetti-Regen, der den gesamten Golden Circle einhüllte.
Von einer Entwicklung der Künstlerin, wie nach dem Video zu „Come & Get It“ zu vermuten, in Richtung der Indie-Szene war durchwegs nichts zu merken. Dafür war der gesamte Auftritt zu sehr auf Party und Unterhaltung getrimmt und wurde zu wenig mit den Outfits gearbeitet. Die Zuseher waren, wenig überraschend, überwiegend weiblich und zwischen zehn und 25 Jahren alt. Der ältere Publikumsanteil setzte sich zum großen Teil aus Eltern zusammen die, nach den Gesichtern zu urteilen, von der Show nur mäßig beeindruckt waren. Dennoch gingen vor allem ihre Kinder mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht aus ihrem womöglich ersten Konzert, auch wenn vermutlich einige von ihnen die auf der Leinwand eingeblendete berührende Message nicht verstanden haben dürften: „You have all written your name across my heart. I love you…“.
Barbara Klaus