Gelungene Neuinterpretation eines Klassikers
Am 02.10. fand die Premiere des Theaterstücks „Fledermaus Reloaded“ im Metropol Wien statt. Die Neuinterpretation des Klassikers von Johann Strauß begeistert mit humoristischen Elementen, sehr guten Schauspielern und einem eher klassischen, wandelbaren Bühnenbild. Die hohe Dialektlastigkeit ist zugleich unterhaltsam als auch Herausforderung. Dem Publikum, wie auch der anwesenden Prominenz, hat es dennoch außerordentlich gut gefallen.
Die Operette von Johann Strauß begeistert schon seit fast 150 Jahren Menschen weltweit. Dass eine komplette Neufassung des Stücks wenig Sinn macht, versteht sich wohl von selbst. Stattdessen kann diese Version als eine Neuinterpretation beschrieben werden, die als musikalische Komödie weiterhin auf die unverwechselbaren Kompositionen von Johann Strauß setzt, einen Schwerpunkt auf die humoristischen Elemente der Operette legt und diese noch deutlich ausbaut. Leider kamen bei der Neufassung, die von Intendant Peter Hofbauer und seiner Tochter Florentina inszeniert wurde, Witz und Situationskomik anscheinend nicht immer beim Publikum an, da es beim kammerspielartigen ersten Akt ruhig blieb.
Eisenstein (Eric Lingens) und Dr. Falke (Alfred Pfeifer) im Gespräch.
Erst beim dritten Akt, mit dem Auftritt des Gefängniswärters „Frosch“, war dann auch lautes Gelächter aus dem Publikum zu hören. Der sich selbst als „Piefke“ bezeichnende deutsche Schauspieler Ronny Kuste konnte sich als „Frosch“ auch den einen oder anderen Seitenhieb auf die österreichische Politik nicht verkneifen, agierte aber dennoch im Vergleich zu manchem Vorgänger eher „handzahm“. Möglicherweise stellte auch für manche nicht aus der österreichischen Hauptstadt kommende Besucher, der teilweise sehr starke Wiener Dialekt ein Problem dar. Wer damit aber zurechtkam, konnte sich über alle Akte hinweg köstlich amüsieren. Eine hervorragende Performance lieferte diesbezüglich Juliette Khalil als Adele ab, die nicht nur eine hervorragende schauspielerische, sondern auch gesangliche Leistung ablieferte. Stimmlich überzeugte ebenfalls Conny Mooswalder als Rosalinde, Tania Golden begeisterte als Prinzessin Orlovskaya.
Die Party bei Prinzessin Orlovskaya (Tania Golden, li.) ist im vollen Gange.
Die Neuverortung des Stücks in den „verrückten 1920er Jahren“, dessen ursprünglicher Zweck darin bestand die turbulente Geschichte für ein heutiges Publikum fassbar zu machen, brachte einen wohl unbeabsichtigten, für an Filmgeschichte-Fans interessanten Aspekt mit sich. So wurde der Name des Architekten Eisenstein, gespielt von Eric Lingens, auch aus dem Original übernommen und trotzdem jeglicher Seitenhieb auf den genau zu dieser Zeit höchst erfolgreichen sowjetischen Regisseur Sergei Eisenstein („Panzerkreuzer Potemkin“ (1925)) unterlassen. Dem Publikum ist er jedoch mit Sicherheit nicht abgegangen. Dort hatte sich Prominenz aus allen Sparten – Theater, Kabarett, Fernsehen und sogar Sport – versammelt. So feierten bei der Premiere u.a. Martin Leutgeb, Birgit Sarata, Harald Serafin und Peter Stöger die Leistung der Darsteller. Letzterer kommentierte diese folgendermaßen: „Es hat sich selbst für mich gelohnt, obwohl Fußball läuft.“ (Anm. CL-Spiel Liverpool – Red Bull Salzburg (4:3)).
Text: Barbara Klaus
Fotos: © Allegria/Rolf Bock