Im 17. Bezirk, direkt an der Hernalser Hauptstraße, habe ich sie getroffen. Die Energetikerin und erste Pilates Trainerin, die durch die Firma „gesundheit lernen“ ihre Kurse auch für Gehörlose anbietet. In einem Interview erzählt Michaela Weigl-Mayer wie es dazu kam und wie es funktioniert:
Wie kann man „Gesundheit lernen“?
Als Energetikerin habe ich gesehen, dass Leute immer wieder mit den gleichen Problemen zu mir kommen. Direkt nach den Behandlungen geht es ihnen gut, doch bald kommen sie wieder. Da habe ich mir überlegt: Was kann ich ihnen mitgeben? Wie kann ich die Leute dazu bringen, selbst Verantwortung zu übernehmen, damit es ihnen gut geht? Dass sie auch dazulernen. Ich wollte, dass es ihnen besser geht und dieser Zustand auch erhalten bleibt. Da habe ich mir überlegt, dass ich meinen Kunden eine Kombination anbiete: Energetik, gegen Verspannungen und Schmerzen, Pilates, für die innere Stärke und Nordic Walking für die Ausdauer. Wenn man diese drei Programme, aber auch das Lernen von diesen Dingen miteinander verknüpft, hat man schon eine tolle Gesundheitsvorsorge
Warum Pilates?
Das größte Problem ist meist der Bewegungsapparat. Pilates ist ein gutes Training, um die Bewegung zu unterstützen. Es fördert die Konzentration auf den eigenen Körper, die Koordination und ist ein gutes Muskeltraining. Für Menschen, die Probleme mit dem Nacken oder der Wirbelsäule haben, ist Pilates sehr nützlich. Im Gegensatz zu Yoga, das eher kräftigt und dehnt, gibt Pilates zusätzlich Stabilität.
Woher kam die Idee Pilates für Gehörlose anzubieten?
Angefangen hat es damit, dass die Gehörlosen, die schon vorher zu mir in die Energetik-Behandlungen gekommen sind, gesagt haben „du musst besser gebärden lernen“ (lacht). Wir konnten uns zwar ganz gut verständigen, aber ich wollte selbst schon mehr können, weil das, was ich bereits konnte, war mir viel zu wenig. Während meiner ein-jährigen Ausbildung, ist dann die Idee entstanden. Ich wollte unbedingt als Abschlussprojekt etwas mit Sport machen, das auch zu Energetik passt.
Nach eigenen Angaben sind Sie die Erste, die Pilates für Gehörlose anbietet. Sind Sie denn auch die Einzige?
Soviel ich weiß ja. Die Gehörlosen kennen sich alle untereinander und ich würde von ihnen erfahren,
wenn es sonst noch jemandem gäbe der das macht. Während meiner Ausbildung für die Gebärdensprache habe ich erfahren, dass es auch Yoga für Gehörlose gibt. Allerdings werden die Kurse nicht in Lautsprache angeboten, sondern die Kunden müssen von den Lippen ablesen. Das Problem dabei ist, dass es mit der Zeit anstrengend wird immer auf den Mund zu schauen. Speziell bei Yoga- oder Pilatesübungen, wo man öfters die Augen schließt, um sich zu entspannen und zu konzentrieren.
Wie bringen Sie den Gehörlosen Pilates bei?
Wir haben im Kursraum eine Pinnwand mit Bildern von Übungen. Durch diese Bilder bekommen die Teilnehmer einen Überblick über das aktuelle Übungsprogramm. Dazu erhalten sie immer Handouts, um auch zu Hause trainieren zu können. Unterrichtet wird dann immer im Tandem. Das heißt, eine Trainerin gebärdet und erklärt die Übungen, die andere zeigt sie vor. Das geschieht natürlich immer, bevor sie zum Üben anfangen, weil es sonst nicht entspannend ist.
Trotzdem muss man weiterhin durch das Programm coachen. Das heißt, wir gehen zwischen den Gehörlosen herum und deuten ihnen den Übungsverlauf, z.B.: „wir stoppen jetzt“ oder „noch einmal“. Alles, was verbal erklärt wird, wird auch visuell erklärt. Entweder durch Gebärdensprache, Vorzeigen, Bilder oder mittels „Hands-On“ („mit den Händen den Körper in die richtige Position führen Anm.).
Haben Gehörlose und Hörende gemeinsame Kurse oder sind sie getrennt voneinander?
Anfangs waren sie getrennt, heute habe ich Gehörlose und Hörende gemeinsam in den Kursen. Das fördert natürlich auch das Verständnis für einander.
Was haben Sie für die Zukunft geplant?
Es gibt das Bewegt Gesund Projekt von der WGKK, das heuer im letzten Jahr ist. Dabei können sich Patienten bei bestimmten Leiden vom Arzt Bewegung verschreiben lassen und bekommen dafür einmalig 70 Euro rückerstattet. Die SVA startet demnächst auch so ein Projekt und da möchte ich gerne teilnehmen. Ich bin mit allen meinen Kursen „Fit für Österreich“ zertifiziert und daher würde ich mir wünschen, dass auch meine Kunden dieses Angebot wahrnehmen können. Außerdem wird man durch dieses Programm animiert öfter zu trainieren. Und das ist das, was ich mir wünsche. Dass die Leute regelmäßig trainieren.
Melanie Remes