Die „Medizinische Universität Wien“ teilt in ihrer Presseinformation mit:
(Wien 05-05-2014) Mit einer neuen Kombinationstherapie kann die chronische Hepatitis C schonender und gleich effizient behandelt werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie im Top-Journal New England Journal of Medicine mit Erstautor Peter Ferenci von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien. „Das ist ein revolutionärer Durchbruch bei der Behandlung dieser Erkrankung und bedeutet eine enorme Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen“, so der Wiener Hepatologe.
Ferenci und eine weltweite WissenschafterInnen-Gruppe konnten bei 419 ProbandInnen mit chronischer Hepatitis C nachweisen, dass der kombinierte Einsatz des Proteasehemmers ABT- 450r, des NS5A-Hemmers Ombitasvir und des nicht-nukleosidischen Polymerasehemmers Dasabuvir wesentlich bessere Heilungserfolge bringt als die bisherige Therapie, bei der der Wirkstoff Ribavirin und das Hormon Interferon (meist in Kombination mit einem Protease-Hemmer) eingesetzt werden. Diese Therapien hatten erhebliche Nebenwirkungen. Die ProbandInnen dieser aktuellen „PEARL“-Studien befanden sich alle noch in einem frühen Stadium der Erkrankung, also vor der Leberzirrhose.
Zwölf Wochen Therapie – fast 100 Prozent Heilungsrate
Ferenci: „Bereits nach zwölf Wochen haben wir eine fast hundertprozentige Heilungsrate mit dieser neuen, nebenwirkungsfreien Therapie erzielt.“ Die Indikation sieht drei Tabletten – zwei in der Früh, eine am Abend – vor. Bisher mussten sich PatientInnen mit Hepatitis C bis zu 18 Monate mit dem Wirkstoff Ribavirin und dem Hormon Interferon behandeln lassen – mit erheblichen Nebenwirkungen. „Oft ist und war auch eine Zusatztherapie nötig“, erklärt Ferenci. Das fällt bei der neuen Kombinationstherapie, die auch interferon-frei ist, weg.
Etwa 170 Millionen Menschen leiden weltweit an einer chronischen Hepatitis-C-Erkrankung, in Österreich sind es 40.000 bis 80.000. Bei Neuinfektionen ist die rechtzeitige und zielgerichtete Therapie von großer Wichtigkeit, weil dadurch der Übergang in eine chronische Erkrankung, die bis zu inoperablem Leberkrebs führen kann, verhindert werden kann. An der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III werden derzeit mehrere hundert Patienten mit chronischer Hepatitis C pro Jahr behandelt.
Aufgrund der geringen Anzahl der Symptome nehmen Infizierte die Krankheit zunächst oft lediglich ähnlich wie einen grippalen Infekt wahr. Die Diagnose erfolgt in vielen Fällen über einen Zufallsbefund. Hepatitis C ist eine Entzündung der Leber aufgrund einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über direkten Kontakt mit kontaminiertem Blut oder Blutprodukten. Risikogruppen sind vor allem Drogenabhängige, die Spritzen mit anderen teilen. Eine Übertragung im Alltag ist praktisch nicht möglich.
Die fünf Forschungscluster der MedUni Wien
Die Hepatitis-Forschung fällt in den Bereich des Forschungsclusters Immunologie der MedUni Wien. In diesem und den anderen vier Fachgebieten werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die weiteren vier Forschungscluster sind Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und medizinische Bildgebung (Imaging).
Service: New England Journal of Medicine „ABT-450/Ritonavir/Ombitasvir and Dasabuvir With or Without Ribavirin for HCV Genotype 1“. P. Ferenci, D. Bernstein, J. Lalezari, D. Cohen, Y. Luo, C. Cooper, E.Tam, Rui T. Marinho, N. Tsai, A. Nyberg, T. D. Box, Z. Younes, P. Enayati, S. Green, Y. Baruch, B. Bhandari, F. Caruntu, T. Sepe, V. Chulanov, E. Janczewska, G. Rizzardini, J. Gervain, R. Planas, C. Moreno, T. Hassanein, W. Xie, M. King, T. Podsadecki and K. Reddy. New Engl. J. Med 2014 (in press).
Weiterführende Info: www.meduniwien.ac.at/pr