Musical „Luna“ – Kritik

Was ist Liebe?

Gestern (04.10.17) feierte das Musical „Luna“ seine umjubelte Weltpremiere in der Wiener Expedithalle. Die letztes Jahr nach einer Generalsanierung wieder neu eröffnete Halle bietet mit seinem offenen Raum die ideale Bühne für das Musical, dessen Geschichte die Erde und den Mond miteinander verbindet. Neben dem sehr guten Cast und einer neuen, durchaus schwierigen Thematik, besticht „Luna“ vor allem mit herausragenden Choreographien und der Einbindung eines mehr als 100-köpfigen Chors.

Prinz Alvar (Rory Six) wurde der Prinzessin Berit (Roberta Valentini) versprochen, will diese jedoch nicht heiraten, da er sie nicht liebt. In seiner Verzweiflung über die bevorstehende ungewollte Vermählung, segelt Alvar bei Nacht aufs Wasser hinaus und begegnet dort Ishtar (Cale Kalay), dem Mond, welcher ebenso unglücklich ist, da er aufgrund der unüberwindbaren Kräfte des Universums zur ewigen Einsamkeit verdammt ist. Als sich die beiden ineinander verlieben, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Während ihm sein Bruder Finn (Vincent Bueno), der eine unerwünschte Beziehung mit Nora (Ulrike Figgener) führt, beisteht, wird er seine ganze Kraft zusammennehmen müssen, um Prinzessin Berit und insbesonders seiner Mutter, Königin Hilla (Katja Berg), von seinem neuen Freund zu erzählen.

Die Königin (Katja Berg) ist mit keinem ihrer Söhne (Rory Six li., Vincent Bueno, re.) zufrieden.

Rory Six bringt mit „Luna“ ein Musical auf die Bühne, das sich der Geschichte des Kindes vom Mond annimmt und dessen Ursprung schildert. Obwohl der Regisseur und Autor bereits vor über zehn Jahren die Idee zu diesem hatte, gelangt es erst nun, anno 2017, auf die Weltbühne. Ganz nach dem Motto „Gut Ding braucht Weile“, zieht er aktuelle und brisante Themen heran und verwandelt diese in ein sehr stimmiges, zugleich unterhaltendes und trauriges Musical. So steht die wahre Liebe im Zentrum der Erzählung. Daran anschließend stellt sich die Frage nach deren Wertigkeit und der Liebe zwischen allen Menschen. Die darin vermittelte Botschaft, dass die Liebe keine räumlichen und gesellschaftlichen Grenzen kennen sollte, beinhaltet trotz unserer zunehmend liberalen (westlichen) Gemeinschaft eine noch immer hoch brisante Thematik. Zwar haben sich bereits diverse Filmproduktionen dieser angenommen, jedoch hat die Verarbeitung dessen in Form eines Musicals seinen ganz eigenen Reiz.

Cale Kalay als Ishtar, dem Mond.

Der Cast selbst wird ebenfalls von Rory Six in der Rolle des Prinzen Alvar angeführt. Eine Aufgabe, die er kurzfristig übernehmen musste, da der zuvor für diese Rolle gecastete Schauspieler kurzfristig ausstieg. Angesichts der ausgezeichneten schauspielerischen und gesanglichen Performance ist es verwunderlich, dass Six nicht von Beginn an für diese Rolle vorgesehen war. An seiner Seite ist mit Cale Kalay einer der aktuell gefragtesten Choreographen zu sehen, der insbesonders bei seinen tänzerischen Darbietungen regelrecht aufblüht und sich augenscheinlich in seinem Element befindet. Die größte Gelassenheit angesichts der mit Spannung erwarteten Weltpremiere brachte mit Sicherheit Katja Berg auf die Bühne, die mit ihrer Darstellung der kaltherzigen und snobistischen Mutter zahlreiche humoristische Momente der sonst tragischen Handlung beifügte. Der Cast, der ebenfalls den bekannten Musicalsänger Vincent Bueno umfasste, wurde von einem über 100-köpfigen Chor unterstützt, der mit seiner hervorragenden Darbietung besonderen Momenten auf der Bühne die nötige Tiefe gab und so das Musicalerlebnis perfektionierte.

Der gesamte Cast (hi.) und das Ensemble (vo.) des Musicals „Luna“.

Insgesamt kann das Musical „Luna“ als ein durchaus gelungener Versuch ein komplett neues Musical zu erschaffen beschrieben werden. Auch wenn die Handlung noch ausbaufähig wäre, sind es dennoch mehr die besondere Thematik und der harmonierende Cast, inklusive Ensemble und Chor, der „Luna“ zu einem einmaligen Erlebnis macht.

Text: Barbara Klaus

Bilder: © Jenia Hamminger

 

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