Schwungvolles Märchen mit Akzent
Gestern (08.11.) ging die Premiere von „Die Schöne und das Biest“ in der Wiener Stadthalle über die Bühne. Die Produktion des Budapester Operetten- und Musicaltheaters besticht durch seine sehr lustige, farbenfrohe und beschwingte Inszenierung des Disneyklassikers. Die durchaus kindertaugliche Umsetzung begeisterte jedoch nicht nur die Jüngsten, sondern ebenfalls die erwachsenen Besucher und (vor allem) Besucherinnen. Auch Kostüme, Bühnenbild und Beleuchtung wurden liebevoll gestaltet und arrangiert. Nur bei der deutschen Aussprache der Darsteller und Darstellerinnen besteht noch ein wenig Nachholbedarf.
Spätestens seit der letzten Musicalrealverfilmung, die 2017 in den Kinos startete, ist „Die Schöne und das Biest“ wieder in aller Munde. Wenig überraschend wird jetzt versucht den (wiedererwachten) Hype rund um eines der schönsten Disneymärchen zu nutzen. Aktuell ist es das Budapester Operetten- und Musicaltheater, das die Wiener Stadthalle mit ihrer sehr gelungenen Inszenierung erobert. Natürlich liegen Vergleiche zum originalen Disneyfilm (1991), sowie diversen Neuverfilmungen (aber auch anderen Musicalproduktionen) nahe. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass es sich bei der jetzigen Umsetzung um eine Theaterproduktion handelt, die ganz anderen Rahmenbedingungen unterworfen ist. Während so manches dank CGI Technik auf der Leinwand möglich ist, müssen Kostümbildner im Theater wesentlich mehr tüfteln, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erlangen. Dahingegen sind Bühnenproduktionen vom Zwang der Kamera, die immer nur einen Ausschnitt des Geschehens einfangen kann, befreit und es wird dem Publikum die Möglichkeit gegeben seinen Blick schweifen zu lassen.
Diese Stärke des Theaters nutzt auch die gegenwärtige Produktion gekonnt aus. Denn oftmals steht nicht nur ein Charakter im Mittelpunkt, sondern spielen sich viele kleine Szenen am Rand der Bühne ab oder begeistert das Ensemble mit sehr fröhlichen und ausgelassenen Tanzeinlagen, wodurch es nicht nur immer etwas Neues zu entdecken gibt, sondern auch die Bühne über weite Strecken stets in Bewegung zu sein scheint. Dazu trägt auch die ausgeklügelte Bühnenkonstruktion bei, welche als Drehscheibe konstruiert ist und sich so in Sekundenschnelle radikal verändern kann. Sie wurde, ebenso wie die Outfits der Darsteller und Darstellerinnen, mit viel Liebe zum Detail entwickelt. Besonders die oftmals sehr farbenfroh gestalteten Kostüme verleihen der gesamten Produktion eine fröhliche und ausgelassene Note. Aber auch die Beleuchtung gab insbesonders jenen Szenen, in welchen nur ein oder zwei Charaktere auf der Bühne standen, den passenden Rahmen und erfüllten die oftmals emotionalen Momente mit dem nötigen Pathos.
Die weitestgehend stimmlich hervorragenden Bühnenschauspieler und -innen verstanden sich darauf das Publikum mit zahlreichen witzigen Einlagen zu unterhalten, wie auch (gelegentlich) im Original selbst. Besonders hervorzuheben sind der Kerzenleuchter Lumiére (Àdám Bálint) und die Stehuhr Herr von Unruh (Tamás Földes), die als höchst gegensätzliche Paarung einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben und, neben Belle und dem Biest, wohl das Lieblingspärchen so manchen Fans des Disneyklassikers sind. Auch Gaston (Attila Németh), ein selbstverliebter und arroganter Jäger aus dem Dorf, der Belle heiraten möchte, wird in dieser Umsetzung als ein sehr starker, aber dummer, Charakter inszeniert, der jedoch (im falschen Moment) zu überzeugen weiß. Eines der schönsten Traumpaare der Disneywelt schlechthin, Belle (Veronika Fekete-Kovács) und das Biest (Sándor Barkóczi), werden dagegen von den Darstellern sehr klassisch angelegt und erfüllen damit wohl die Erwartungen des Publikums. Allen gemein ist nur die nicht akzentfreie deutsche Aussprache, welche bereits in den ersten Minuten des Musicals deutlich auffällt.
Insgesamt ist die Inszenierung von „Die Schöne und das Biest“, die aktuell (bis 18.11.) in der Wiener Stadthalle zu sehen ist, sehr gelungen. Mit ihren komödiantischen Einlagen und sehr farbenfroh gestalteten Kostümen, aber auch ernsthaften emotionalen Momenten, ist sie für die ganze Familie geeignet und wird nicht nur den Kindern, sondern vor allem auch den Erwachsenen gefallen. Dafür sprechen auch die zufriedenen Gesichter vieler Frauen, die die Mehrheit der Besucher stellten, nach der Premiere. Die Produktion dürfte wohl, falls sich der erwartete Erfolg einstellen sollte, in den kommenden Jahren auf die österreichischen Bühnen zurückkehren.
Text: Barbara Klaus
Bilder: © Stefan Malzkorn (Titelbild, Bild 3), Thommy Mardo (Bild 1), Nilz Boehme (Bild 2).