„Miller`s Girl“ – Filmkritik

Literatur als Instrument der Verführung

In Kürze (14. März) kommt mit „Miller`s Girl“ ein Film in die österreichischen Kinos, der vieles auf einmal sein möchte und sich dennoch schnell in einer vorhersehbaren Handlung verliert. Die komplexen Themen – auf die auch am Ende des englischsprachigen Trailers hingewiesen wird – werden nur sehr oberflächlich abgehandelt. Highlights des Films sind dagegen die sehr gute Kameraarbeit und die großartigen Hauptdarsteller Jenna Ortega und Martin Freeman.

Die 18-jährige Schülerin Cairo Sweet (Jenna Ortega) lebt alleine und abgeschieden in einem großen Haus, das ihren wohlhabenden Eltern gehört, die als Anwälte um die Welt reisen. Im Literaturkurs lernt sie den Lehrer Jonathan Miller (Martin Freeman) kennen, mit dem sie nicht nur ihre Leidenschaft für Bücher teilt, sondern der auch ihr kreatives Potential erkennt. Im Laufe des Schuljahres kommen sie sich über ihr gemeinsames Interesse immer näher, wobei die Grenze zwischen Wunsch und Wirklichkeit zunehmend verschwimmt. Als Jonathan den Kontakt zu Cairo wieder auf ein, zwischen Lehrer und Schülerin akzeptables Maß, begrenzen möchte, hat dies schwerwiegende Folgen.

Das Regiedebüt von Jade Halley Bartlett, die auch das dazugehörige Drehbuch verfasste, besticht zunächst durch eine hervorragende Kameraarbeit, die auch bereits im Trailer zum Film offensichtlich wird. Jedoch hat der Film an anderen Ecken mit Schwächen zu kämpfen. So wird er als packender Psychothriller verkauft, entpuppt sich aber schlussendlich als wenig spannendes Erotikdrama, dessen Handlung sehr vorhersehbar und zugleich – aufgrund des Verschwimmens von (literarischer) Fantasie und Realität – teilweise verwirrend ist.

In der englischsprachigen Version des Trailers wird auch allgemein auf die komplexen Themen, die in „Miller`s Girl“ behandelt werden, hingewiesen. So stellt der Film auch diverse Motive, wie Machtspiele, Verführung und (unangemessenes) Verlangen sowie Opfer- und Täterrolle, auch in den Raum, behandelt diese aber nur sehr oberflächlich. Für einen tatsächlichen Mehrwert, hätte im Film eine Konzentration auf einen ausgewählten Aspekt erfolgen und dieser radikaler, kompromissloser beleuchtet werden müssen – wobei hierunter wiederum eventuell die kommerzielle Vermarktbarkeit des Films gelitten hätte. So werden im Film zu viele Themen aufgebracht, die aber in der bereits angesprochenen, schönen Kameraarbeit und einer wenig innovativen Handlung untergehen.

Positiv hervorzuheben ist letztendlich der hervorragende Cast von „Miller`s Girl“. So ist in der weiblichen Hauptrolle der aktuelle Shootingstar Jenna Ortega zu sehen. Sie schaffte ihren Durchbruch mit der Serie „Wednesday“ (2022) und verkörpert überzeugend die ehrgeizige und zugleich sehr willensstarke Schülerin Cairo Sweet. In der Rolle des gescheiterten Autors und nun High School Lehrers Jonathan Miller, dem es nicht gelingt eine professionelle Distanz zu Cairo zu wahren und dem der innere Konflikt geradezu ins Gesicht geschrieben steht, brilliert Martin Freeman. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine Rolle als John Watson in der Serie „Sherlock“ (2010-2017) und Bilbo Beutlin in der Filmtrilogie „Der Hobbit“ (2012-2014). So sind es gerade die beiden Hauptdarsteller, die – trotz diverser Schwächen des Films – berechtigterweise ein breites Publikum ansprechen und ins Kino locken werden.

Text: Barbara Klaus
Bilder: © 2023 Lionsgate/Zac Popik

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