Märchen einmal anders

Dank der intensiven Märchenforschung der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm konnten die Märchenmotive der jahrhundertelang europaweit mündlich weitergegebenen Erzählungen gesammelt und aufgezeichnet werden.

Dabei kam es durch die mündliche Weitergabe zu phantasievollen Ausschmückungen, gewollten Weglassungen oder auch Vergessen. Im Wort, in Dichtung und Schrift, vielmals gezeichnet und gemalt, in Form von Musik und Lied, im täglichen Leben der heutigen Moderne als Spielfilm oder Werbung, dem Motiv Rotkäppchen waren und sind keine Grenzen gesetzt.

Dass man aber aus solch einem Märchenstoff mit der Vorlage der von Françoise- Adrien Boieldieu 1818 erstmals aufgeführten Oper auch eine reizende Kinderoper gestalten kann, bewies Alice Waginger bei der Premiere von „Rotkäppchen“ am Samstag dem 7. Oktober in der Krypta der Wiener Peterskirche.

Die Intendantin Dorotheè Stanglmayr freute sich, dass sie ein weiteres Werk dem reichhaltigen Repertoire von Kinderopern anfügen konnte.

Sie erklärte den Kindern auf heitere Weise die Geschichte, die eine wesentliche Veränderung erfahren hatte, denn der Wolf war nicht böse, wie er in Grimms Märchen geschildert wird. Er wich den Menschen lieber aus, aber er liebte Kuchen und folgte dem Geruch des Kuchens, den Rotkäppchen in seinem Körbchen zur Großmutter bringen sollte. Als es dabei sein rotes Cape verlor, welches der Wolf ihm nachbringen wollte, führte das zu der falschen Annahme er hätte das Rotkäppchen gefressen. Trotzdem die Intendantin vorausahnend sagte, es brauche sich kein Kind vor dem Wolf zu fürchten, zogen es doch einige kleine Leute schnellstens vor den Schoß der Eltern aufzusuchen.

Dass die alten Märchen noch immer sehr bekannt sind bestätigten die beiden sehr jungen Zuschauerinnen Amelie und Anna, die sich genau auskannten und auch wussten, dass sie Musik zu hören bekämen. Marie und Nici, die bereits in die Schule gehen, fanden es wunderbar, dass die Schauspieler auch sangen.

 

Die Regie wurde sehr humorvoll und kindgerecht von Wendy Maurer-Menzel geführt, die auch für das Bühnenbild verantwortlich war. Nicht nur die Kinder lachten herzlich und gaben ihre köstlichen Kommentare ab, sondern auch die Erwachsenen amüsierten sich.

Es gab einen ausgeglichenen Wechsel zwischen Sprache und Musik, sodass bei den Kindern keine Langeweile aufkommen konnte.

Alice Waginger als Rotkäppchen schien direkt aus dem Märchenbuch gesprungen zu sein. Michael Weiland verlieh dem gar nicht bösen Wolf durch sein Schauspiel und Stimme Persönlichkeit. Wie bei kleinen Bühnen oft so nötig hatte die Sängerin der Mutter auch noch die wichtige Rolle der Großmutter übernommen, die der Jäger beschützen wollte.

Die Kinder bekamen an diesem Nachmittag ein qualitätsvolles Schauspiel in der musikalischen Form einer Oper dargeboten, wozu eben auch die erstklassige Klavierbegleitung der Pianistin Theresia Lu Bai beitrug.

Die, hier unmittelbar auf der Ebene der Kinder und nicht auf einer erhöhten Bühne sich abspielende Handlung, ließ das junge Publikum begeistert folgen. Kurz, es war ein unterhaltsamer Nachmittag für Jung und Alt.

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