„Long Shot“ – Filmkritik

Die Sommerkomödie des Jahres

In wenige Tagen (20.06) kommt mit „Long Shot – Unwahrscheinlich aber nicht unmöglich“ eine der unterhaltsamsten Komödien der letzten Monate, wenn nicht sogar Jahre, in die österreichischen Kinos. Sie überzeugt mit einer nicht allzu komplizierten Handlung und (fast) durchgehend niveauvollen Inszenierung. In den vertauschten traditionellen Genderrollen glänzen die Hollywood-Stars Charlize Theron und Seth Rogen. 

Der idealistische und unlängst arbeitslos gewordene Journalist Fred Flarsky (Seth Rogan) begegnet zufälligerweise bei einer Party seiner ersten großen Liebe Charlotte Field (Charlize Theron) wieder. Während sie damals noch als Babysitterin auf ihn aufgepasst hat, ist sie nun Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika und auf dem besten Weg die erste Präsidentin der USA zu werden. Obwohl sich deren Charaktere extrem unterscheiden und sie sich Jahrzehnte nicht mehr gesehen haben, stellt sie ihn kurzum als Redenschreiber ein. Auf ihren Dienstreisen, die Charlotte rund um die Welt führen, kommen sich die beiden näher. Aber kann eine solche Beziehung gut gehen? Schließlich bemüht sich auch noch der kanadische Premierminister James Steward (Alexander Skarsgard) um sie, der (aus gesellschaftlicher und politischer Sicht) eine wesentlich vorteilhaftere Partie wäre…

Charlotte (re.) und ihr Team bei der Zusammenarbeit.

Komödien, die tatsächlich lustig sind und nicht komplett in eine niveaulose oder geradezu ungustiöse Richtung abdriften, sind seit vielen Jahren Mangelware. Mit Schrecken erinnert man sich dabei an Filme wie „Baywatch“ (2017) und „Brautalarm“ (2011), die den Ruf des Genres ruinierten. Auf den ersten Blick könnte angenommen werden, dass sich der aktuelle Streifen „Long Shot“ in eine ähnliche Richtung bewegt. Dem ist aber, zum Glück, nicht so. Dafür dürfte wohl auch der Regisseur des Films, Jonathan Levine, maßgeblich verantwortlich sein, der bereits in „Warm Bodies“ (2013) eine eher ungewöhnliche Liebesgeschichte, jene zwischen einem Zombie und einem Menschen, auf die Leinwand brachte. Ungleiche Liebespaare haben seit Jahrzehnten im Filmbusiness Hochkonjunktur. Zu den erfolgreichsten zählen z.B. „Notting Hill“ (1999) und „Pretty Woman“ (1990). Auch wenn „Long Shot“ nicht an diese Klassiker herankommt, überzeugt er dennoch, im Vergleich zur extrem schwachen Konkurrenz der letzten Jahre, durch eine (weitgehend) niveauvolle Inszenierung und witzige Seitenhiebe auf die aktuelle amerikanische Politik- und Medienlandschaft.

Mit einflussreichen Männer aus Politik (mi.) und Medien (re.) muss Charlotte sich herumschlagen.

In den nicht ganz traditionellen Geschlechterrollen sind mit Charlize Theron und Seth Rogan zwei absolute Hollywood-Stars zu sehen. Die Oscarpreisträgerin, welche u.a. für ihre Darstellungen in „Monster“ (2003), „Atomic Blonde“ (2017) und „Mad Max: Fury Road“ (2015) größere Bekanntheit erlangte, gibt in „Long Shot“ eine sehr überzeugende Performance ab. Wohl nicht ganz unrealistisch dürften jene sexistischen Momente sein, denen sich ihr Charakter Charlotte Field in einer mehr durch Schein als Sein geprägten Welt immer wieder ausgesetzt sieht. Aus einem ganz anderen Umfeld kommt die von Seth Rogan verkörperte Figur Fred Flarsky. Rogan, der u.a. in „Beim ersten Mal“ (2007), „Das ist das Ende“ (2013) und „Steve Jobs“ (2015) zu sehen war, nimmt man ebenfalls problemlos den heruntergekommenen Aufdecker-Journalisten ab, der aufgrund seiner Ideale, Umgangsformen und seinem heruntergekommenen Äußeren nicht so ganz in die Welt der Politik passen mag. Zusammen ergeben sie auf der Leinwand dennoch das perfekte Traumpaar, da auch die Chemie zwischen den Schauspielern zu passen scheint.

Mit Fred hat Charlotte dahingegen jede Menge Spaß…

Insgesamt ist „Long Shot – Unwahrscheinlich aber nicht unmöglich“ nicht nur ein gelungener, unterhaltsamer Film, sondern wohl auch die Komödie des gerade beginnenden Kinosommers. Fans der beiden Hauptdarsteller, sowie bisherigen Werken des Regisseurs, wie u.a. „Warm Bodies“ (2013) und „Mädelstrip“ (2017), dürfte wohl auch dieser Streifen zusagen. Eine Flucht vor der Hitze in den kühlen Kinosaal ist dieser Film definitiv wert.

 

Text: Barbara Klaus

Bilder: © 2019 Studiocanal GmbH / Philippe Bossé (1/3) ; © 2019 Studiocanal GmbH (Titlb./2)

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