„Ke$ha“ Konzertbericht

Glitzer, Flitter und Partytracks

Gestern machte Kesha zum letzten Mal mit ihrer aktuellen „Warrior-Tour“ in Europa halt. Dabei führte sie ihr Weg in ein gut gefülltes, aber bei weitem nicht ausverkauftes, Gasometer. Dennoch war das Publikum von ihrer 75 Minuten andauernden Show begeistert, die einfach in drei Worten zusammenfassen werden kann: gute Musik, Anzüglichkeiten und jede Menge Glitzerkram.

Schon kurz nach 20:00 startete Kesha ihre Show und überraschte damit nicht nur den einen oder anderen Besucher. Einen Support gab es nicht, sodass über das gesamte Konzert hindurch noch Leute in die Halle strömten, die wohl nicht damit gerechnet hatten die Sängerin schon um diese Zeit auf der Bühne zu sehen. Neben ihren ganzen bisherigen Hits wie „Tik Tok“ und „Your Love Is My Drug“, präsentierte sie natürlich eine ganze Reihe von Liedern ihres neues Albums „Warrior“, darunter auch ihren Lieblingstrack „Dirty Love“. Aber daneben kritisierte sie auch unverhohlen offen die Tatsache, dass ihr Song „Machine Gun Love“ nicht ins aktuelle Album aufgenommen wurde, da er „einigen Leuten nicht gefielt“. Verwunderlich, da er doch mit der richtige Mischung aus Sing-Sang-Rap, sexuellen Anspielungen und einem eingängigen Refrain aufwarten kann. Nach einer guten Stunde war der Hauptteil der Show zu Ende. Nach minutenlangem Rufen nach einer Zugabe präsentierte sie als krönenden Abschluss ihren Ohrwurm „Die Young“, der unglücklicherweise genau zu der Zeit des Amoklaufs an der Grundschule in Newtown (USA) in den Charts weit vorne lag und in Folge über einen langen Zeitraum hinweg von einigen amerikanischen Radiostationen boykottiert wurde. Damit war das Konzert um nicht einmal halb zehn zu einer Zeit zu Ende, zu welcher manche Künstler nicht einmal noch daran denken bald die Bühne zu entern.

Aber im Grunde war es weniger die Musik als das gesamte „Drumherum“, welches das Konzert von Kesha so sehenswert machte. Schließlich geht man zu einer Show nicht nur um altbekannte Nummern zu hören, sondern man möchte auch etwas geboten bekommen. Dabei kamen die Besucher bei Kesha voll auf ihre Kosten. So schwebte die Sängerin im Laufe des Abends in vier verschiedenen Outfits über die Bühne, wobei alle durchaus als sexy beschrieben werden können, viel Haut zeigten und, am wichtigsten, glitzernten und bunt funkelnten. Auch geizte sie wie bei jeder ihrer Shows nicht mit Bodyglitter. Sie dürfte davon wohl für einen Auftritt mehr brauchen, als eine durchschnittliche Frau in ihrem ganzen Leben. Bleibt nur zu hoffen, dass sie hierfür einen guten Sponsor hat. Denn nicht nur sie dürfte vor der Show Glitzer gebadet haben, sondern ebenfalls ihre gesamte Mannschaft. Der Schlagzeuger, die Backgroundsängerin und gleichzeitig Keyboarderin und ihre beiden ständigen Gesangs- und Tanzpartner: sie alle glitzerten von oben bis unten. Mit dazu passenden Rauchsäulen, welche über den gesamten Abend verteilt immer wieder vor dem Publikum in die Höhe schossen, Luftschlangen, Flitterkram und beinahe verstörenden Lichteffekten bot sie mehr Show, als so manch anderer Künstler in deutlich größeren Konzerthallen. Leider dürfte sie sich aber bei Jared Leto mit dem „Flaggen-Schwenk-Fieber“ angesteckt haben. Ebenso wie der „Thirty Seconds to Mars“-Sänger beim Nova Rock, konnte es auch Kesha nicht lassen mit einer Österreich-Flagge über die Bühne zu hüpfen. So sehr Sympathiebekundungen für das Konzertland auch gewünscht sein mögen, grenzen solche Aktionen leider schon zu sehr an Anbiederung, um als solche positiv wahrgenommen zu werden.

Ähnlich wie Rihanna vor knapp zwei Wochen in der Stadthalle verstand sich auch Kesha darauf, sich immer wieder in den Schritt zu greifen und laszive Gesten zu machen, jedoch mit dem großen Unterschied, dass sie bei ihr deutlich weniger einstudiert und anrüchig wirkten. Dafür sorgte die gesamte Glitzerwolke um die US-amerikanische Sängerin herum. Dennoch wurde Kesha nicht müde immer wieder sexuelle Anspielungen zu machen. So erzählte sie über ein Erlebnis in einem Stripclub, fragte wer auf „Balls“ steht und forderte auch zum Schluss das Publikum auf miteinander rumzumachen. Viel wichtiger schien ihr aber dennoch die Message zu sein, dass sie offen für jede Art der Liebe ist. So tanzten auch eine Zeit lang ihre beiden Gesang- und Tanzpartner in knackigen Frauenkleidern und mit blonden Perücken herum. An ihrem aufgeklärten und freizügigen Image kratzte aber ein wenig der Auftritt ihre Mutter, die die Sängern zwischen zwei Nummern auf die Bühne holte, um sie dem Publikum vorzustellen. Jedoch ließ sie dies wieder ungemein menschlich wirken, denn schlussendlich ist sie auch nur eine 26-jährige Frau, die anscheinend gerne ihre Mutter um sich hat. Am Ende des Abends fragte sich aber mit Sicherheit die eine oder andere Zuschauerin: „Wo bekomme ich eine Jeansshort mit so vielen Glitzersteinen und zwei Smileys am Allerwertesten wie von Kesha her?“

Barbara Klaus

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