Josefa Plank, KINDERLIEB (Rezension v. Barbara Scheck)

 

Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit halte ich ein Buch in der Hand, das so ganz anders daherkommt, kein Roman, keine Erzählung, keine Lyrik.
Und dennoch hat es im Grunde genommen alles in sich, mehr oder weniger. Leise lyrische Musik, kurz gehaltene  erzählende „Lese-Stücke“ und Stoff für einen Roman, oder mehrere …
Untertitelt als Lesetheaterstücke bereitet das Büchlein den Leser vor: „Heute geht es anders entlang“! Und allein das reizt mich persönlich schon, es näher unter die Lupe zu nehmen!
Genau vier Stücke laden einen ein, sich auf die Gespräche einzulassen, auf Dialoge zwischen Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Einstellungen.
Hier wird versucht, das Thema von Ursache und Wirkung anzustoßen, bezüglich der Kindheitsentwicklung unter unterschiedlichen Voraussetzungen.
Und wieder versucht die Autorin, wie schon in ihrem Werk Werdegang oder Vom Schmerz keine Ahnung das „Dilemma der Erziehung“ aufzugreifen und den Leser aufzufordern, sich damit auseinanderzusetzen.
Es bleibt so mancher Gedanke im Raum stehen, den der Leser zu Ende denken darf. Oder, falls er mag, sich auf die Suche zu machen und seinen eigenen Werdegang unter diesen Aspekten zu durchleuchten.
Vielleicht gelingt es sogar aus dieser Einsicht heraus, zu verzeihen und sich selbst damit gut zu tun.
Was mir persönlich nun Freude bereitet hat, war der teilweise mundartliche Text, den ich auch ohne die angebotenen „Übersetzungen“ recht gut verstand und mich in die Mentalität der Österreicher noch besser einsteigen ließ.
Als Lesetheater mit verteilten Rollen kann ich es mir gut vorstellen und würde es gern ausprobieren wollen. Der Leser möge sich einlassen auf diese unterhaltsame Reise, die zu ihm selber führen kann.

Edition scribere & legere · ISBN 978-3-942469-94-4 · 188 S.

0 replies on “Josefa Plank, KINDERLIEB (Rezension v. Barbara Scheck)”