„James Blunt“ – Konzertbericht

Wenn die Granny in der ersten Reihe tanzt…

Gestern (11.04.2022) war es nach mehrjährigen, pandemiebedingten Verschiebungen endlich so weit. James Blunt gab eines von mehreren Konzerten in Österreich, die im Rahmen der aktuellen Europa-Tournee stattfinden. Der britische Sänger-Songwriter begeisterte mit alten und neuen Hits, sorgte jedoch mit einer ungewöhnlichen, militärischen Gesichtsbedeckung auch für Stirnrunzeln.

2 Jahre und 11 Tage. So lange mussten James Blunt-Fans auf das bereits für März 2020 geplante Konzert in der Wiener Stadthalle warten. Pandemiebedingt hieß es immer wieder: warten, warten, warten. Nach gefühlt hundert Verschiebungen (und hundert Jahren) war es dann gestern (11.04.2022) endlich so weit. Um ca. dreiviertel Neun betrat James Blunt samt vierköpfiger Liveband, inklusive Schlagzeuger und Gitarrist, die Bühne.  Das Klavier blieb, wie immer, ihm persönlich vorbehalten. Es folgten rund 1 ½ Stunden guter Unterhaltung für das tendenziell weibliche, aber nicht (mehr) blutjunge Publikum, denn auch James Blunt ist bereits seit 17 Jahren erfolgreich im Musikbusiness unterwegs.

Seit seiner Nummer 1 Hitsingle „You`re Beautiful” hat es der mittlerweile 48-jährige Blunt weit gebracht. Allein drei seiner sechs bisherigen Studioalben landeten auf Platz 1 der österreichischen Charts. Das letzte Studioalbum erschien mit „Once Upon a Mind“ 2019 und war auch ursprünglich titelgebend für die aktuell laufende Europatournee. Mittlerweile erschien jedoch auch sein Best-Of Album „The Stars Beneath My Feet (2004-2021)“, das auch ein paar neue Nummern enthält. So setzte sich auch der Abend musikalisch aus etwas Neuem, etwas Altem und etwas Geborgtem – im wahrsten Sinne des Wortes – zusammen. Denn das begeisterte Publikum bekam nicht nur alle alten Hits, von „Wisemen“ über „Postcards“ und „Stay the Night“, sondern auch einige neue Nummern, wie z.B. „Love Under Pressure“ zu hören. Besonders spannend war seine Interpretation des Liedes „Coz I Luv You“, das er sich von Slade, einer der erfolgreichsten britischen Rock-Bands der 1970er Jahre, auslieh.

Ein wenig seltsam mutete hingegen die Gasmaske an, die sich James Blunt für seine altbekannte Runde durch das Publikum (ohne Stehbereich) überzog. Auch wenn die Gasmaske möglicherweise als satirische Anspielung auf die COVID-19 Pandemie gedacht gewesen sein mag, so wäre an dieser Stelle aufgrund des Krieges in der Ukraine doch ein wenig mehr Feingefühl angebracht gewesen. Eine simple FFP2-Maske hätte wohl auch ihren Zweck erfüllt. Apropos COVID-19 Pandemie: der strenge Kurs der Wiener Stadtpolitik machte sich beim Publikum insbesondere anhand der FFP2-Maske, die sich inzwischen zu einem (geliebtem wie gehasstem) Basis-Utensil einer jeden Handtasche entwickelt hat, bemerkbar. Die Maskenpflicht wurde auch während des Konzerts – zumindest im Parkett – so gut wie möglich kontrolliert.

Dennoch, gerade bei den letzten Nummern, als sich Fans direkt stehend an der Bühne drängen durften, vergaßen nicht nur viele ihre Manieren, sondern rissen sich ebenso ohne Umschweife die Maske vom Gesicht. Selbst die in der ersten Reihe zu „Bonfire Heart“ tanzende, über 70-jährige Granny, interessierte zu diesem Zeitpunkt die Maskenpflicht nicht mehr. Trotzdem ging nach gut 1 ½ Stunden ein sehr unterhaltsamer Abend mit einer mehrere Lieder umfassenden Zugabe zu Ende. Hoffen wir, dass es nicht weitere zwei Jahre Wartezeit braucht, bis es James Blunt wieder nach Wien verschlägt.

 

Text und Bilder: Barbara Klaus

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