Interview: „The Baseballs“

Interview: The Baseballs

„The Baseballs“ sind eine 2007 in Berlin gegründete Rock-’n’-Roll Band. Sie schreiben eigene Songs und covern Hits im 50er und 60er Jahre Stil. Wir trafen Sam, Basti und Digger am 29. Mai kurz vor ihrem Auftritt als „Special Guests“ von „Green Day“ in der Krieau Wien und sprachen mit ihnen über peinliche Momente auf der Bühne, das Champions League Finale und das kommende Album.

 

Habt ihr euch heute schon etwas in Wien ansehen können?

Sam: Das Festivalgelände. [lacht] Wenn wir unterwegs sind und wir dann irgendwann nach Hause kommen, dann fragen unsere Eltern oder Freunde: „Und, ihr wart jetzt in Spanien, Österreich etc. und, was hast du da eigentlich gesehen?“ Und man sagt immer „Na ja, eigentlich nicht so viel“ – Entweder quasi die Location, in der man gespielt hat, oder das Hotelzimmer oder das Flughafengebäude. Man hat leider nicht immer so viel Zeit eine kleine Sightseeing-Tour zu machen. Wir sind dann immer echt froh, wenn das Wetter mitspielt oder wir dann zwei Stunden oder so haben und zumindest einmal kurz so ein bisschen spazieren gehen können und uns ein paar Sachen ankucken können.

Basti: Meistens kennen wir nur die Flughäfen sehr gut, der Mannershop ist auch sehr toll hier.

Digger: Auch Sankt Petersburg ist ein sehr tolles Beispiel hierfür, wo wir vor kurzen waren. Da hatten wir auch keine Zeit uns irgendwas von der Stadt anzusehen, obwohl wir fast 1 ½ Tage da waren. Aber nach dem Konzert, als der Fahrer uns ins Hotel fahren wollte, hat er uns gefragt, ob er uns noch ein bisschen durch die Stadt fahren soll. St. Petersburg ist superschön beleuchtet Nachts und wir haben erstmals etwas gesehen. Wir suchen uns immer ein wenig diese Shuttlefahrten bei denen man vielleicht ein bisschen was sehen kann.

 

Habt ihr heute schon Green Day getroffen oder überhaupt irgendwann?

Basti: Ich glaube die sind noch gar nicht da. Die kommen erst kurz vor der Show.

Digger: Aber wir durften schon die Crew kennen lernen. Das Geile ist ja da draußen gibt es einen roten Bus, der gehört den Baseballs und 25 grüne Busse, die gehören Green Day. Wir hatten gerade Soundcheck und da sieht man schon enorm viele Geräte von den Jungs und wie anders die auch instrumentiert sind. Wie haben diese alten klassischen Rock`n`Roll Instrumente und alte Verstärker auf der Bühne und sie haben eine riesige Fender-Verstärker-Wand und solche Sachen. Es ist für uns schon eine echt aufregende Sache hier zu sein und natürlich ist es auch eine Ehre, dass sie uns angefragt haben, dass wir hier sozusagen „Special Guest“ sind. Ich glaube das ist sozusagen eine gegenseitige Musikerehrung.

 

Welche Parallelen oder Ähnlichkeiten sehr ihr zwischen eurer Musik und der von Green Day?

Sam: Man kann schon sagen, dass der Rock`n`Roll der Ursprung der ganzen Rockmusik ist, die heutzutage gespielt wird. Rock`n`Roll ist ja auch eine Zusammensetzung aus Blues, Country, Rockabilly etc. Die Musik an sich hat sich ständig weiterentwickelt. Punk und die ganzen Abwandlungen, die es dann auch danach gegeben hat, sind dann letztendlich auch nur eine andere Richtung mit Elementen des Rock`n`Roll.

Digger: Man muss auch sagen, dass Green Day eine der wenigen Rock Bands ist, die es auch wirklich schaffen irgendwie tatsächlich noch Rock`n`Roll zu spielen. Es klingt nie wirklich offensichtlich nach Rock`n`Roll, weil Green Day auch einfach unverkennbar markante Sounds haben. Das coole aber ist, dass Songs wie „Stray Heart“ und so, eigentlich Rock`n`Roll Nummern sind. Sie haben eigentlich schon viel zu tun mit dem Rock`n`Roll und das merkt man natürlich auch bei den Fans. Wir glauben und hoffen natürlich, dass die Fans von Green Day, die heute hier sind und uns dann sehen, uns auch wohlgesonnen sind.

 

Peinliche Momente auf der Bühne…

Sam:…gab es mit Sicherheit eine Menge…

 

…Beispiele…

Basti: …die ganzen Klassiker. Das Ultra-Musiker-Klischee, dass man sich nie vorstellen kann – falsche Städtenamen nennen. Es war bei einem Konzert in Graz, das werde ich nie vergessen, das war mir so peinlich. Wir haben am Abend vorher in Wien gespielt und hatten noch darüber gesprochen, was kurz davor in Wien war, und ich gehe hinaus….

Sam:…Servus Vienna!…

Basti…“Servus Wieee…“ und da setzt das Buh schon ein und denke „Oh verdammt!“. Aber da war es nicht mehr zu retten. Und dann „Graz, Graz, Graz!“. Ich habe danach ungefähr 50 Mal Graz gesagt. [lacht]

Sam: Das Tückische ist, dass das ganz viele Menschen nicht nachvollziehen können. Als Musiker muss man doch wissen wo man ist. Das stimmt schon auch irgendwie, aber wenn man dann wirklich eine Tour mit 30 Terminen in verschiedenen Ländern hat, meint man es letztendlich dann auch nicht wirklich böse.

Basti: Es gibt in Hamburg einen Club, der ist ganz fies, da steht an der Tür zur Bühne „Welcome in Munich“. [Deutsch: „Willkommen in München“] [lacht] Ich glaube da wollen sie die Leute immer so ein wenig reinlegen. Ne, das passiert einfach so, wenn man kurz davor noch über etwas anderes nachgedacht hat. Aber das war schon sehr sehr unangenehm, vor allen Dingen in Graz.

Sam: Ansonsten sind es eher so Kleinigkeiten. Die Hose reißt oder man fängt mitten im Song an zu Husten, was mir erst letztes Mal passiert ist…

Basti: …oder man hat ein völliges Blackout und singt einen völligen Schwachsinns-Text, was die Leute dann gar nicht draußen merken, sondern nur wir untereinander und fangen an uns kaputt zu lachen.

 

Habt ihr noch Lampenfieber, oder so gar nicht mehr?

Basti: Schon, nur unterschiedlichen Grades. Es gibt Stellen mit ein wenig Anspannung und gerade heute, wenn man nicht das eigene Publikum vor der Bühne hat, da ist man vielleicht noch ein bisschen angespannter als bei anderen Konzerten. Gerade, wenn man eine längere Tour spielt, dann passiert es schon mal, dass sie [Anspannung] ein wenig heruntergeht, wobei bei mir ist es so, sobald die ersten Takte von der Band gespielt werden, ist sofort wieder diese Anspannung da. Wir stehen dann meistens noch hinter der Bühne und hören dass dann auf unseren Kopfhörern und dann denkt man sich immer so „Oh, jetzt geht’s los.“

Sam: Es ist für einen Musiker auch immer ganz wichtig, dass er diese Spannung nicht verliert, egal wie oft man auf der Bühne steht und wie viele Konzerte man auch hat. Man sollte sich nie zu sicher sein, was man auf der Bühne tut. Ich bin immer auch derjenige von uns, der am Aufgeregtesten ist.

 

Anderes Thema: Fußball. Am Wochenende war Champions League Finale…

Basti: …können wir darüber bitte nicht reden. [lacht] Nein gut, alles ok. Ich bin Dortmund Fan deswegen…

Sam: …ja, er ist ein ganz großer BVB Fan und wir haben mit ihm gelitten.

Basti: Ich muss ja auch sagen wir hatten zwei Shows an diesem Wochenende in Frankfurt und da war ich am Sonntag (zweite Show) dann schon ein bisschen heiser. Ich bin auch jemand der sehr emotional Fußball kuckt, ich brülle schon sehr viel….

Sam: …emotional – aggressiv muss man sagen. [lacht]

Basti: Also wenn man mich nicht kennt, könnte man schon echt Angst kriegen, wenn man beim Fußballkucken neben mir sitzt. Gerade als Subotić* den Ball von der Linie gekratzt hat habe ich noch mehr gejubelt als beim Tor. [lacht]

Sam: Wir haben ja separat von einander geschaut. Basti war mit Leuten unterwegs und wir haben im Hotel mit der Band geschaut und ich glaube die Tendenz glaube ich von uns allen war wirklich so, dass wir es den Dortmundern gönnen, weil es von Bayern München erwartet wurde und wird, weil sie sich die besten Spieler zusammenkaufen. Da ist es ja klar, dass man das Beste von ihnen erwartet. Sie haben gut gespielt, keine Frage, eine unschlagbare Saison einfach, aber so vom Herz her einfach hätte ich doch auch gesagt Dortmund hätte es verdient gehabt. Bei dieser Rettungstat von Subotić haben alle so geschrien, da haben wir das komplette Hotel zusammengeschrien. Das war wirklich grandios.

Basti: Dortmund hat mir in dieser Champions League Saison vor allem den besten Geburtstag beschert. Das Rückspiel von Malaga fiel auf meinen 30ten.** Danach musste ich wirklich erst einmal drei Schnäpse hintereinander trinken weil ich einen Puls von 180 hatte …

Sam:…ungelogen…

Basti:..ich hab nachgemessen! Ich war so unruhig. Ne, aber in dem Sinne war es eine sehr geile Saison, leider ohne gekrönten Abschluss, aber ja, wir sind große Fußballfans.

 

Die Festivalsaison hat gerade begonnen. Würdet ihr gerne auch einmal auf dem Donauinselfest spielen?

Basti: Sehr sehr gerne. Wir wissen dass das eine sehr große Veranstaltung ist und auch von der Location her wunderschön ist. Vielleicht werden wir irgendwann dazu eingeladen. Wir würden uns sehr sehr freuen, vielleicht dann nächstes Jahr mit dem neuen Album. Bitte, ladet uns ein!

 

Ein neues Album…

Basti: Wir schreiben jetzt schon seit Ende des letzten Jahres an Songs, weil wir auch verstärkt eigene Songs darauf haben werden. Das sollte dann nächstes Jahr im Frühjahr kommen, ich schätze so etwa März.

 

Hat das neue Album schon einen Namen?

Sam: Wir sind gerade erst einmal so in der Songfindung. Wir haben schon relativ viele eigene Songs geschrieben, aber wir müssen uns trotzdem noch selber Gedanken darüber machen in welche Richtung es gehen soll. Wir wissen schon es soll eher wieder zurück zum ersten Album gehen und letztendlich ein wenig kantiger und frecher werden.

Basti: Wir haben schon so ein paar Favoriten was Albumnamen angeht und der wird dann sicher schon relativ zügig bekanntgegeben.

 

Letzte Frage, wo sehr ihr euch in fünf bis zehn Jahren?

Basti: Am Donauinselfest. [lacht] Nein, hoffentlich noch immer auf der Bühne. Ich hoffe, dass wir dann immer noch so Tage wie heute erleben dürfen. Dann sind wir glaube ich alle sehr dankbar.

 

Barbara Klaus

 

* Die angesprochene Aktion von Subotić kann unter diesem Link angesehen werden: http://www.youtube.com/watch?v=FTPZzK6gnzc

**Borossia Dortmund sicherte sich in diesem Rückspiel mit zwei Toren in der Nachspielzeit noch den Aufstieg ins Halbfinale.

 

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