Ich entrümple mein Leben

Wohin mich mein radikales Entrümpeln bringen würde, das wusste ich bei meinem letzten Anfall noch nicht.

Vor ein paar Tagen entschloss ich mich total,  rigioros, radikal ohne Kompromisse in meinem Haus auszumisten, denn ich hatte es satt immer wieder aufzuräumen – wirklich satt.  Meine bisherigen Versuche klappten nur eine zeitlang. Das war gut, doch diesmal wollte ich etwas Befriedigendes, Nachhaltiges schaffen.

Ich beschloss also es auf folgende Weise anzugehen: Ausmisten und Ordnen nach Kategorien. Nicht nach Zimmern (das brachte immer nur kurz anhaltende Erfolge) sondern nach Kategorien, wie z.B. Kleidung, Bücher, CD, DVD, Schreibkram, Dokumente, Rechnungen, Krimskrams, Fotos,…

Rasch nach meiner Entscheidung schritt ich zur Tat:  ich begann all meine Kleidung, und zwar wirklich alles, Frühling-,  Sommer-, Herbst-, Winter-Gewand, Stiefel, U-Wäsche, Socken, Mäntel…eben alles aus den Kästen zu nehmen und aufs Bett zu schmeissen. Alles, auch aus anderen Ecken und Aufbewahrungsorten meines Hauses. Das ging ganz flott, ich war beflügelt und spürte den Elan des Anfangens. Etwas beginnen liebe ich sehr. Da ist alles frisch, da fühle ich mich quicklebendig, optimistisch, spontan, lebendig und sehr mutig. Niemand und nichts kann mich da bremsen.

Doch als ich diesen Kleider-Berg vor mir auf meinem Bett sah, packte mich das blanke Entsetzten . Mir blieb die Luft weg, ich war fix und fertig. Ich heulte erstmal vor Verzweiflung. „SOOO viel! Das hätte ich nie gedacht!“

Nachdem ich mich innerlich einigermaßen beruhigt hatte, denn ich wollte ja am Abend ins Bett gehen, ging ich es an, Stück für Stück. Mir blieb ja auch gar nichts anderes übrig. Jedes einzelne Stück nahm ich in die Hand, fühlte es, betrachtete es, und entschied dann mit Hilfe einer einzigen Frage über das Schicksal des jeweiligen Stückes: „Machst du mich froh?“.

Ich erlaubte nur zwei mögliche Antworten, nämlich ja oder nein.

Und ich blieb rigoros, total und radikal – rückblickend bin ich sehr dankbar für diese Eigenschaft.

Zwei Abteilungen hatte ich vorbereitet: Der Haufen links für: bleibt da. Der Haufen rechts: geht weg.

„Machst du mich froh?“ Das war die einzige Frage, die ich immer und immer wieder stellte. Viele Argumente rasten durch meinen Kopf, von „das war sehr teuer“, „vielleicht trage ich das ja dieses Mal“ “ ist ewig schade zum weggeben“.

Es vergingen viele Stunden. Tief in Gedanken und Gefühlen versunken, in der ich auch manch eine Träne weinte, verbrachte ich im Aussortieren, ganz im Hier und Jetzt versunken.  Es war sehr anstrengend, erfüllend und befreiend zu gleichen Teilen.

Das Resultat:

10 große Mistsäcke verließen in Folge mein Haus.
Die Kleidungsstücke,  die bleiben durften, haben  in meinem Kasten Einzug gehalten. Locker,  luftig, übersichtlich und glücklich. Wie mir scheint, sind sie jetzt endlich angekommen. Sie haben jetzt tatsächlich ein Zuhause, in denen sie sich wohlfühlen und von mir Beachtung und Aufmerksamkeit bekommen, weil es nur mehr wenige sind.
Viele Tage nach der Entrümpelungs-Aktion meiner Kleidung gehe ich gerne zu meinem Kasten, öffne ihn …und bestaune diese wunderbare Atmosphäre, die sich durch die Ordnung von wenigen Stücken gebildet hat.

Tja,  das berühmte „Loslassen“. Dieses Wort beginnt immer erst lebendig zu werden, wenn ich Tat schreite.

Was ich nach dem  1. Teil  meiner Entrümpelungsaktion erkannt habe:

All die Dinge mit denen ich mich umgebe habe, habe ich natürlich auch selbst ins Haus gebracht. Warum trage ich Dinge nach Hause? Weil ich damit etwas verbinde, ein Gefühl, einen möglichen Nutzen, Hoffnung, Sicherheit, Schutz, eine Vorstellung etc. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es ist einzig die Menge, die darüber entscheidet ob ich eine tatsächliche Beziehungen mit den Dingen eingehen kann. Ich empfinde auch, dass mir die Dinge,  jetzt mal meine Kleidung,  wirklich von Nutzen sein möchten, genau wie FreundInnen. Sie alle wollen mir dienlich sein, mir helfen, dass ich froh und glücklich bin. Genau das möchte ich als Freundin auch sein, geschätzt, beachtet und in inniger Beziehung sein. Wo also ist der Unterschied?

Conclusio: Weniger ist mehr.
Viel zitiert, jetzt erkannt!!!

In Teil 2 meiner Entrümpelungs-Aktion widme ich mich meinen Büchern, CDs, DVDs.

Regina Thurner
www.reginasnaturkost.at

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