„Gladiator II“ – Filmkritik

Historien-Epos mit Schönheitsfehlern

In Kürze (14. November) kommt die Fortsetzung des Klassikers „Gladiator“ (2000) in die heimischen Kinos. Obwohl der Film versucht das grundlegende Konzept des ersten Teils fortzuführen und auch Ridley Scott als Regisseur erneut mit an Bord ist, vermag die Handlung von „Gladiator II“ nicht zu überraschen. Ebenfalls wird versucht mit CGI-Effekten den Vorgänger zu übertrumpfen und trübt so nachhaltig den Gesamteindruck des Films. Dagegen haben die Kostüm- und Maskenbildner eine grandiose Arbeit geleistet und auch die Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugen (fast) auf ganzer Linie.

Mehr als zwei Jahrzehnte sind vergangen seit Lucius (Paul Mescal) den Kampf zwischen seinem Onkel, dem Kaiser Commodus, sowie dem Helden Maximus im Kolosseum mitansehen musste. Nachdem er als Kind zu seiner eigenen Sicherheit Rom verlassen musste, genießt er nun ein ruhiges und friedliches Leben weit weg von der Stadt. Diese Idylle wird durch die Armee der zwei tyrannischen, machtgierigen Kaiser in Rom zerstört, die alles daran setzen ihr Herrschaftsgebiet zu erweitern. Seine Frau stirbt in der Verteidigungsschlacht und er selbst wird, ebenso wie viele andere, versklavt und dazu verdammt als Gladiator in der Arena um sein Leben zu kämpfen.

Lucilla (Connie Nielsen) bekommt es erneut mit einem Tyrannen (Joseph Quinn) zu tun.

Die Produktion einer Fortsetzung für das höchst erfolgreiche Historien-Epos „Gladiator“ – das über 465 Millionen US-Dollar weltweit einspielte und fünf Oscars gewann – war bereits seit Beginn der 2000er Jahre im Gespräch. Die Entwicklung einer Story, die es sich zu erzählen lohnt, hat jedoch, laut dem Produzentenehepaar Lucy Fisher und Douglas Wick, viel Zeit in Anspruch genommen. Der Grundgedanke, die Geschichte anhand von Lucilla`s Sohn weiter zu erzählen und so auch diverse Charaktere des ersten Teils wieder in die Handlung mit hineinzunehmen, ist durchaus nachvollziehbar. Leider ist dementsprechend auch vorhersehbar, wie sich die Handlung weiterentwickeln wird und die einzelnen Charaktere sich in bestimmten Situationen verhalten werden. Aber auch die in „Gladiator II“ neu eingeführten Figuren bleiben in erwartbaren, stereotypen Verhaltensmustern stecken, wodurch es dem gesamten Film an unerwarteten Entwicklungen und Überraschungsmomenten fehlt.

Lucius (Paul Mescal, re.) trifft in der Arena u.a. auf Marcus Acacuis (Pedro Pascal, li.).

Dennoch sind es gerade die schauspielerischen Leistungen, die den Film sehenswert machen. So schaffen es beispielsweise Joseph Quinn und Fred Hechinger als tyrannisches Brüderpaar noch unsympathischer als ihr Vorgänger, gespielt von Joaquin Phoenix, zu wirken. Die wohl spannendste Rolle in „Gladiator II“ konnte sich aber Denzel Washington sichern. Als Geschäftsmann mit einer unklaren Vergangenheit, schillernden Persönlichkeit und großen Ambitionen, die er auch eiskalt verfolgt, ist er der am wenigsten durchsichtige Charakter. Dagegen wirken weitere zentrale Figuren, wie z.B. Lucius (gespielt von Paul Mescal) und Lucilla (erneut dargestellt von Connie Nielsen), geradezu farblos. Auch den Masken- und Kostümbildnern, die bei „Gladiator II“ hervorragende Arbeit geleistet haben, kommen bei der Wirkung seiner Figur – sowie des gesamten Films – eine ganz zentrale Rolle zu.

Macrinus (Denzel Washington) hält als Strippenzieher alle Fäden in der Hand.

So können gerade in diesem Bereich die Produzentinnen und Produzenten des Films durchaus auf die eine oder andere Oscarnominierung hoffen, auch wenn eine regelrechte Nominierungswelle wie beim ersten Teil – er erhielt diese in 12 Kategorien – eher unwahrscheinlich ist. Dafür ist „Gladiator II“ insgesamt zu sehr kommerziell ausgerichtet und bietet weder etwas besonders Überraschendes oder Neues. Ebenfalls ist er leider in die, höchst verlockende, CGI-Falle getappt. So bekommt es Lucius in der Arena etwa mit blutrünstigen Affen, einem wütenden Nashorn sowie Haien zu tun, die im – mit Wasser gefluteten – Kolosseum nur darauf warten, dass jemand ins Wasser fällt. Auch wenn zur historischen Richtigkeit keine Aussage gemacht werden kann, so wirken diese Bilder dennoch deplatziert, geradezu störend. Wer darüber hinwegsehen kann, den erwartet bei „Gladiator II“ dennoch rund 2 ½ Stunden sehr gute Kinounterhaltung mit kleinen Schönheitsfehlern.

Text: Barbara Klaus
Bilder: © 2024 Paramount Pictures

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