„Escobar – Paradise Lost“ – Filmkritik

Liebesdrama im kolumbianischen Drogenmilieu

In Kürze (10.07.) läuft „Escobar – Paradise Lost“ auch in den österreichischen Kinos an. Ausgehend von der Person des Drogenschmugglers Pablo Escobar, verbindet der Film gekonnt romantische, dramatische und spannende Elemente zu einer mitreißenden Story. In den Hauptrollen sind Benicio del Toro als brutaler Drogenbaron und Josh Hutcherson als zunächst naiver Surfer zu sehen.

Kolumbien, 1986: Der Surfer Nick (Josh Hutcherson) und sein Bruder Dylan (Brady Corbet) ziehen von Kanada nach Kolumbien um sich ihren Traum einer eigenen Surfschule zu erfüllen. Schnell verliebt sich Nick in Maria (Claudia Traisac), die Nichte des Drogenbosses Pablo Escobar (Benicio del Toro). Anfänglich scheint das Liebesglück der beiden ungetrübt, doch schon bald führt Escobar einen blutigen Krieg gegen die kolumbianische Regierung. Auch Nick wird in diesen über Jahre hinweg als neuer „Sohn“ der Familie hineingezogen, wobei er immer weiter an seine eigenen moralischen Grenzen getrieben wird…

Escobar_2015_2

Pablo Escobar inszeniert sich als Wohtäter und „Mann des Volkes“.

Der Film gibt einen interessanten Einblick „hinter die Kulissen“ eines großangelegten Drogenkartells und macht deutlich, dass Freund und Feind nicht immer voneinander zu trennen sind bzw. wie schnell die Grenzen verschwimmen können. Eine besonders beeindruckende schauspielerische Leistung liefert hierbei Benicio del Toro als Pablo Escobar, ein zwischen 1949 und 1993 lebender kolumbianischer Drogenhändler, ab. Während er zu Beginn vor allem als gläubiger, liebender Familienvater und Wohltäter in Szene gesetzt wird, wird seine dunkle und verschlagene Seite, die die finanzielle Grundlage für seinen Wohlstand bildet, erst mit der Zeit sichtbar. Ohne mit der Wimper zu zucken lässt er zu seinem eigenen Wohl Männer, Frauen und Kinder ermorden, wobei nicht einmal enge Freunde und Verwandte vor ihm sicher sind. Einmal in sein Visier geraten, gibt es keinen Ausweg mehr. Denn wie im Film die rechte Hand des Drogenbarons schon sagt: „No one can escape Pablo Escobar.“

Escobar_2015_3

Auch das Liebesglück von Nick und Maria scheint noch perfekt zu sein.

Den gutherzigen Gegenpart zu Pablo Escobar bildet im Film Nick Brady. Der junge naive kanadische Surfer erkennt zu Beginn nicht, dass er durch die Beziehung mit Maria auch in die Machenschaften ihres Onkels Pablo Escobar hineingezogen wird, von welchen seine Freundin auch nur vage Vorstellungen hat. Auf spannende Art und Weise werden die zunehmende Erkenntnis Nicks bezüglich der kaltblütigen Seite Escobars und die damit einhergehenden psychologischen Konflikte visualisiert. Zwar überzeugt der Schauspieler Josh Hutcherson, der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten etwa 21 Jahre alt war, als Nick, erscheint jedoch besonders in den späteren Szenen, die einige Jahre in der Zukunft spielen, etwas zu jung für die Rolle. Denn während besonders der Drogenpatron deutlich gealtert dargestellt wird, hat Nick nach fünf Jahren in Kolumbien kaum an jugendlicher Ausstrahlung verloren.

Escobar_2015_1

Als Nick die Machenschaften von Escobar entdeckt, verändert sich dessen Verhalten schlagartig.

Insgesamt ist „Escobar – Paradise Lost“ ein packender (romantischer) Thriller, der besonders in der zweiten Hälfte des Films an Fahrt aufnimmt, wodurch die knapp zwei Stunden Laufzeit kaum an Spannung zu überbieten sind. Ein Film, der sowohl das männliche als auch weibliche Publikum begeistern wird, da sowohl eine Liebesgeschichte als auch dramatische und brutale Spannungsmomente mit einander verbunden werden. Kleiner Tipp: mit Originalton ansehen! Mit der deutschen Übersetzung gehen vor allem die diversen englischen Akzente, welche die Differenzen zwischen den beiden Welten – Kanada und Kolumbien – noch einmal betonen, leider verloren.

Text: Barbara Klaus

Bilder: © MikaCotellon/AlamodeFilm

0 replies on “„Escobar – Paradise Lost“ – Filmkritik”