„Egon Schiele – Tod und Mädchen“ – Filmkritik

Schiele und die Frauen

In Kürze (07.10.) startet der Film „Egon Schiele – Tod und Mädchen“ in den österreichischen Kinos. Das neueste Werk von Dieter Berner begibt sich auf die Spuren einer der interessantesten und tragischsten Figuren der österreichischen Kunstgeschichte. Egon Schiele, für den oftmals unbekleidete hübsche und sehr junge Frauen Modell standen, provozierte mit seiner Kunst vor rund hundert Jahren auf vielerlei Ebenen. In den Hauptrollen sind der Newcomer Noah Saavedra, sowie Maresi Riegner und Valerie Pachner zu sehen.

Die Lebensgeschichte von Egon Schiele dürfte den meisten zumindest in groben Zügen bekannt sein: geboren 1890 in Tulln (NÖ), Expressionist, ein Freund von Gustav Klimt, berühmt für seine Aktzeichnungen, starb bereits im Herbst 1918 an der Spanischen Grippe in Wien. Aufgrund der Bekanntheit seiner Lebensdaten erscheint es nur logisch die Geschichte von hinten in Form von zahlreichen Rückblenden aufzurollen. So beginnt der Film mit den letzten Tagen bzw. Stunden im Leben des Egon Schiele. Seine Schwester Gertrude („Gerti“) findet den Schwerkranken und seine tote Frau in dessen Wohnung vor. Verzweifelt versucht sie Chinin am Schwarzmarkt für ihren Bruder zu besorgen. Dass sie es nicht rechtzeitig schafft, wissen wir aus diversen Geschichtsbüchern. Egon Schiele stirbt mit nur 28 Jahren an einer Krankheit, die 1918 europaweit Millionen Menschenleben fordert.

Gerti versucht Egon Schiele immer zu unterstützen.

Diese letzten Momente im Leben des Egon Schiele werden durch wiederholte Rückblenden in (mehr oder weniger) glücklichere Zeiten unterbrochen. Im Mittelpunkt stehen hierbei Egon Schiele selbst und seine Leidenschaft für die Kunst. Dass ihn seine Passion für (oftmals) minderjährige Modelle wiederholt in unangenehme Situationen bringt, tut seiner Begeisterung keinen Abbruch. Auch diverse finanzielle Turbulenzen gilt es zu durchtauchen. Seinen Durchbruch in der Kunstwelt erlebte Egon Schiele inmitten der Kriegswirren, die auch seine berufliche und private Zukunft stark beeinträchtigten.

Egon mit Wally – die Vorlage für sein Bild „Tod und Mädchen“.

An der Seite von Egon Schiele (Noah Saavedra) stehen im Film immer starke Frauenfiguren. Den Auftakt macht seine Schwester Gerti, dargestellt von Maresi Riegner, mit der er angeblich eine inzestuöse Beziehung geführt haben soll. Sie wurde zu seiner ersten Muse und stand ihm für viele Bilder Modell. Sie ist die weibliche Konstante, die sich durch die gesamte Geschichte zieht und die erste und letzte Frau, die an seiner Seite zu finden ist. Seine große Liebe und größte Inspiration fand Egon Schiele jedoch in Wally Neuzil (Valerie Pachner). Nach einigen glücklichen Jahren zwingt ihn aber seine Leidenschaft für die Kunst einer anderen, wohlhabenderen Frau, die er nicht liebt, den Vorzug zu geben: Edith Harms (Marie Jung). Als Wally 1917 im Kriegsdienst stirbt, ändert er den Titel eines seiner bekanntesten Werke: von „Mann und Mädchen“ zu „Tod und Mädchen“.

Egons Frau Edith, mit der er nicht glücklich werden kann.

Insgesamt ist „Egon Schiele – Tod und Mädchen“ ein starkes Porträt des Künstlers Egon Schiele und seinem Verhältnis zur Kunst und den Frauen. Mit viel Dialekt, Natürlichkeit und Freizügigkeit wird die Lebenswelt des Malers zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Leben erweckt. Empfehlenswert für alle Fans von Dieter Berner und dem Künstler Egon Schiele.

Text: Barbara Klaus

Bilder: © Thimfilm / Novotny Film

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