Vom Arsenal zum Museum
Das „Maximilianjahr“ 2019 anlässlich des 500. Todestages des gleichnamigen österreichischen Kaisers fand besonders in Tirol großen Widerhall und schlug sich in zahlreichen Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen nieder. Auch im Innsbrucker Zeughaus, das, im Gegensatz zu anderen Gebäuden aus dieser Zeit (Hofburg, Hofkirche etc.), weniger stark beachtet wird, wurde eine entsprechende Ausstellung eingerichtet. Die nun erschienene, dazugehörige Publikation stellt eine gelungene, bisher nicht dagewesene Aufarbeitung der Geschichte, Architektur und weiterer Aspekte des Innsbrucker Zeughauses dar.
Zeughäuser dienten früher, wie der Begriff schon vermuten lässt, als Aufbewahrungsorte von „Zeugs“. So weit lässt sich für einen Laien die grundsätzliche Funktion dieser Gebäude als Verwahrungsstätten greifen. Weniger allgemein bekannt ist, dass mit dem Begriff „Zeughaus“, welcher bis ins 17. Jahrhundert gebräuchlich war, Waffenarsenale gemeint sind, in welchen dementsprechend Waffen, Munition und Ausrüstungsgegenstände gelagert wurden. Das in diesem Buch behandelte Zeughaus wurde um 1500 von Kaiser Maximilian I. außerhalb der Stadtmauern Innsbrucks errichtet. Es verdeutlicht den zur damaligen Zeit grundlegenden Wandel des Kriegswesens. Demnach wird Maximilian I. auch gerne als der „letzte Ritter“ und als der „erste Kanonier“ bezeichnet. Wie durch ein Wunder gelang es das Innsbrucker Zeughaus über all die Jahrhunderte beinahe unverändert zu erhalten und stellt dieses somit ein einzigartiges Bau- und Zeitdenkmal dar.
So ging auch das als „Maximilianjahr“ ausgerufene, nun ausklingende Jahr 2019 nicht spurlos am Innsbrucker Zeughaus vorbei. 500 Jahre nach dem Tod Maximilian I. (1459-1519) wurde in diesem, wie in zahlreichen anderen Museen, eine eigene Ausstellung mit dem Titel „Des Kaisers Zeug – Maximilians Zeughaus in Innsbruck“ (12.04.-03.11.2019) ins Leben gerufen. Das gleichnamige, umfangreiche Buch, welches von Wolfgang Meighörner und Claudia Sporer-Heis herausgegeben wurde, erschien im Herbst 2019. Der rund 260 Seiten umfassende reich bebilderte Band gibt erstmals einen umfassenden Einblick in die verschiedensten Aspekte dieses historischen Gebäudes. Dementsprechend geht es in diesem nicht nur um die wechselvolle Geschichte des Zeughauses der letzten 500 Jahre, sondern wurden auch Untersuchungserkenntnisse aus den Bereichen der Bauforschung, Denkmalpflege und Architektur miteinbezogen. Beispielsweise wurde das Zeughaus mit einem 3D-Laserscanning-Verfahren untersucht, wodurch dieses als tektonische Komposition ganzheitlicher sichtbar wird.
In den akribisch recherchierten Einzelbeiträgen sollte wohl einerseits die große Bedeutung des Innsbrucker Zeughauses unterstrichen und andererseits die Vernachlässigung, die dieses Gebäude in den letzten Jahrzehnten (und Jahrhunderten) erfahren hat, hervorgehoben werden. So war es zum Zeitpunkt seiner Erbauung ein Zeichen für Innovation und Machtbewusstsein, verlor aber mit der Zeit immer mehr an Bedeutung und wurde Mitte des 20. Jahrhunderts als militärisches Gebäude aufgegeben. Die Neunutzung des Zeughauses als Ausstellungsstätte und später als Museum steht, wie die letzten Jahre und Jahrzehnte zeigen, jedoch unter keinem allzu guten Stern. Etwa führte ein Hochwasser, verbunden mit der durch Bäume verklausten Pradler Brücke, 1985 zu einer katastrophalen Überschwemmung in den Innsbrucker Stadtteilen Pradl und Dreiheiligen, die auch das Zeughaus hart traf. Rund 30 Jahre später konnte auch die geplante, umfangreiche Sanierung des Hauses und des umliegenden Areals für das „Maximilianjahr“ aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden.
Insgesamt bildet die Publikation „Des Kaisers Zeug – Maximilians Zeughaus in Innsbruck“ aus wissenschaftlicher Sicht eine umfangreiche und interessante Aufarbeitung zahlreicher Facetten dieses schlichten Zweckbaus außerhalb des Innsbrucker Zentrums. Aufgrund der Betonung verschiedener Aspekte (Geschichte, Architektur, Militär…) dürfte hier wohl für jeden etwas dabei sein. Wichtiger ist jedoch durch dieses die Aufmerksamkeit für das Zeughaus wieder zu erhöhen, Besucher in das Museum zu locken und so seine Zukunft (hoffentlich) zu sichern. Denn – trotz zahlreicher Bilder und Beschreibungen – kommt nichts an ein persönliches Erleben dieses besonderen und oftmals unterschätzten Ortes heran.
Text & Bild: Barbara Klaus