„Der Wilde Roboter“ – Filmkritik

Familie, Freundschaft und Zusammenhalt

In Kürze (3. Oktober 2024) startet mit „Der Wilde Roboter“ (3D) wohl der beste Animationsfilm des Jahres in den österreichischen Kinos. Die Geschichte rund um einen Roboter, der auf einer abgelegenen Insel strandet und in der ungewohnten Umgebung eine neue Aufgabe sucht, ist tiefgründig, berührend und lädt (manchmal zeitgleich) zum Lachen und Weinen ein. Die Literaturadaption – welche im Rennen um den Oscar für den besten Animationsfilm ganz vorne mit dabei sein wird – ist zwar auch für Kinder geeignet, dürfte aber vor allem ein deutlich erwachseneres Publikum ansprechen.

Als der Roboter Rozzum 7134 – kurz „Roz“ – aus seiner völlig demolierten Box steigt, befindet er sich nicht in jener futuristischen, urbanen Umgebung, für die er produziert und programmiert wurde. Stattdessen ist er auf einer naturbelassenen, vom Menschen unberührten, einsamen Insel gelandet, die keinerlei Aufgaben für ihn bereit zu halten scheint. Auch die einheimischen Tiere stehen ihm zunächst argwöhnisch gegenüber, bis der Roboter lernt sich an diese neue, raue Umgebung anzupassen. Als das verwaiste, hilflose Gänseküken Brightbill durch einen Unfall auf Roz geprägt wird, hat er endlich eine Aufgabe und für beide beginnt ein unerwartetes, aufregendes Abenteuer. Doch was wird Roz tun, wenn diese „Aufgabe“ erledigt ist?

Der Roboter „Roz“ erkundet die neue Umgebung.

Das neueste Meisterwerk aus dem Hause DreamWorks Animation basiert auf dem gleichnamigen New-York-Times-Bestseller von Peter Brown, einem der besten Kinderbücher aus dem Jahr 2016. Diesem ausgezeichneten Ausgangsmaterial hat sich der mehrfach Oscar-nominierte Chris Sanders als Regisseur und Drehbuchautor angenommen, der bereits u.a. mit „Lilo & Stitch“ (2004), „Drachenzähmen leicht gemacht“ (2010) und „Die Croods“ (2013) große Erfolge feierte. Mit „Der Wilde Roboter“ geht er jedoch noch einen Schritt weiter und bringt – auch dank der erstklassigen Filmmusik von Kris Bowers – ein audiovisuell beeindruckendes, intelligentes Survival-Abenteuer auf die Leinwand, welches das Publikum auf eine Achterbahn der Gefühle mitnimmt.

Das Küken Brightbill ist die neue Aufgabe von Roz.

So rückt Chris Sanders in „Der Wilde Roboter“ erneut ein ungewöhnliches Familienkonzept, jenes zwischen einem Roboter und einem Küken, in den Mittelpunkt der tiefgründigen Geschichte. Die zentrale Bedeutung von Familie, Freundschaft und gemeinschaftlichem Zusammenhalt für das Überleben in der Wildnis wird ebenso thematisiert, wie auch Ablehnung und Ausgrenzung. Denn zunächst ist es der Roboter Roz selbst, der als andersartig und fremd empfunden wird. Später ist es das von ihm aufgezogene Gänseküken Brightbill, das von seinesgleichen abgelehnt wird, aber auf deren Akzeptanz für die Reise in den Süden angewiesen ist.

Im Herbst muss Brightbill mit seinen Artgenossen die Insel verlassen.

Der Film zeigt dabei eindrücklich, sowohl auf visueller als auch emotionaler Ebene, wie sich der Roboter Roz von einer Maschine, die nur auf Basis einer rationalen Programmierung agiert, sich immer mehr in ein fühlendes Wesen verwandelt, das Empathie, Verständnis und Liebe empfinden kann. Roz wächst so über seine Programmierung hinaus und wird auch optisch immer mehr zu einem „wilden Roboter“. So hat die mit vielen Gänsehautmomenten aufwartende Geschichte rund um Roz und Brightbill, sowie allen anderen tierischen Bewohnern der Insel, das Potenzial zu einem der meistprämierten Animationsfilme des Jahres zu werden. Zuvor ist ihm jedoch noch ein Erfolg an den Kinokassen so gut wie sicher, denn der für Kinder ab 6 Jahren empfohlene Film wird insbesondere ein deutlich erwachseneres Publikum begeistern und zu Tränen rühren.

Text: Barbara Klaus

Titelbild & Bild 3: © Universal Pictures
Bild 1 & 2: © 2024 DreamWorks Animation. All Rights Reserved

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