„Dean Lewis“ – Konzertbericht

Sonnyboy aus Australien in Wien

Am Montag (03.04.23) ging das von zahlreichen Fans bereits heiß ersehnte und ausverkaufte Konzert von Dean Lewis im Wiener Gasometer über die Bühne. Mit einer ausgewogenen Mischung zwischen alten und neuen Songs sowie seiner offenen, fröhlichen und durch und durch begeisterten Art, konnte er das Publikum schnell für sich gewinnen. Dass dadurch jedoch dem einen oder anderen gefühlvollen Lied eine gewisse emotionale Tiefe fehlte, konnte weitgehend verschmerzt werden.

Dabei fing der Abend schon mit dem Support von Dean Lewis überraschend enthusiastisch an. Das vornehmlich junge, weibliche Publikum sang bereits fast alle Songs von David Kushner leidenschaftlich und lautstark mit, wie z.B. „Daylight“ und „Mr. Forgettable“. So dürfte schon sein Name für so manche Zuschauerin (oder manchen Zuschauer) ein gutes Argument für einen Ticketkauf gewesen sein. Die Entscheidung für David Kushner als „Stimmungsanheizer“ war auf jeden Fall goldrichtig, auch wenn er, wie auch sonst bei Supportacts üblich, nur rund 25 Minuten auf der Bühne stand. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde fleißig Wasser vom Bühnengraben aus an das Publikum verteilt, da es in der ausverkauften Halle – bei eisigen Außentemperaturen – bereits drückend warm war.

Als Mainact betrat schließlich um ca. 21:00 Dean Lewis die Bühne – inklusive einem großen Tuch mit der österreichischen Flagge. Auch in der ersten Nummer, „Hurtless“, wurde „New York“ in die österreichische Hauptstadt umgetextet. Diese Form der Schmeicheleien wollten auch im Laufe des Abends kein Ende nehmen. So schwärmte Dean Lewis von den Wiener Schnitzeln, von denen er (angeblich) gleich drei gegessen hat, und konnte ebenfalls von dem Wort „Oida“ nicht genug bekommen. Auch wenn seine anhaltende Begeisterung für Österreich, Wien und das anwesende Publikum keineswegs aufgesetzt wirkte und auch auf Instagram kommuniziert wurde, so bleibt die Frage, ob hier nicht doch weniger mehr gewesen wäre. Trotz aller Liebe zu Wien, ist ihm aber dennoch ein deutlicher Fauxpas passiert. So suchte er in der Stadt gezielt nach einem Starbucks, wie er auf Instagram verriet. Die Wiener Kaffeehauskultur, seit 2011 immaterielles Kulturerbe der UNESCO, dürfte ihm dementsprechend wohl leider entgangen sein.

Mit seiner offenen, fröhlichen und begeisterten Art riss er von Beginn an das Publikum mit, was insbesondere zu seinen schnelleren Songs, wie z.B. „Stay Awake“, „Looks Like Me“, „Falling Up“ und „Waves“, sehr gut passte. Unter diesem Umstand litten dagegen vor allem seine gefühlvolleren, geradezu schwermütigen Songs, denen es in Folge an einer gewissen emotionalen Tiefe fehlte. Besonders deutlich wurde dies gleich bei seinem ersten Song „Hurtless“, der sich durchaus für eine akustische Version angeboten hätte, sowie an den später präsentierten Nummern „Half a Man“ und „Be Alright“. Nur bei seiner aktuell höchst erfolgreichen Nummer „How Do I Say Goodbye“, welche er für seinen schwer erkrankten Vater schrieb, passte die emotionale Komponente besser. Neben einer gut gewählten Zusammenstellung an Liedern seines Debütalbums „A Place We Knew“ (2018) und seiner aktuellen Platte „The Hardest Love“ (2022), war das Coldplay-Cover „Yellow“ – zusammen mit David Kushner am Klavier – ein absolutes Highlight. So wird das Konzert wohl vielen Fans gut in Erinnerung bleiben. Jene junge Zuschauerin, der Dean Lewis spontan ein Geburtstagsständchen brachte, dürfte aber diesen Abend wohl kaum jemals vergessen.

Text & Bild: © Barbara Klaus

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