„Das Leuchten der Erinnerung“ – Filmkritik

Die letzte große Reise

In Kürze (04.01.) startet mit „Das Leuchten der Erinnerung“ eine Literaturverfilmung in Starbesetzung in den österreichischen Kinos, die möglicherweise auch noch künftige Preisverleihungen aufmischen wird. Die berührende Geschichte rund um ein pensioniertes Ehepaar, das mit physischen und psychischen Erkrankungen zu kämpfen hat und eine letzte gemeinsame Reise plant, besticht durch brilliante schauspielerische Leistungen, hat jedoch mit einigen Längen zu kämpfen. In den Hauptrollen sind Helen Mirren und Donald Sutherland zu sehen.

Nach mehr als fünfzig gemeinsamen Jahren, macht sich das Ehepaar John (Donald Sutherland) und Ella Spencer (Helen Mirren) auf eine letzte gemeinsame große Reise auf. Ohne ihre Kinder zu informieren, fahren sie eines morgens mit ihrem alten – aber immer noch fahrtüchtigen – Wohnmobil namens „The Leisure Seeker“ (dt.: Der Erholung Suchende) los. Der an Alzheimer erkrankte John sitzt hinter dem Steuer, während Ella am Beifahrersitz die Route festlegt. Ihr Ziel ist das Museumshaus von Johns Lieblingsschriftsteller in Key West – Ernest Hemingway.

Im „The Leisure Seeker“ unternehmen John und Ella ihre letzte große Reise.

Der auf dem gleichnamigen Roman (2009) von Michael Zadoorian basierende Film „Das Leuchten der Erinnerung“ (engl. „The Leisure Seeker“) kann als typischer Anwärter für diverse Filmpreise beschrieben werden. Er erzählt nicht nur eine berührende Geschichte und nimmt sich mit dem krankheitsbedingten körperlichen und geistigen Verfall eines sehr schwierigen und ernsten Themas an, sondern besticht auch mit einer herausragenden Besetzung. Insbesonders der zunehmende Kontrollverlust Johns über Körper und Geist aufgrund seiner Alzheimererkrankung wird dabei geradezu schonungslos dargestellt. Jedoch könnte der Streifen über seine nicht übersehbaren Längen stolpern. Denn mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden strapaziert der Film insbesonders nach rund sechzig Minuten die Geduld des Publikums.

Auf ihrer Reise haben sie gute Momente – u.a. auf einem Schrottplatz…

Herausragend sind dem gegenüber wieder die schauspielerischen Leistungen der Altstars Donald Sutherland und Helen Mirren. Neben ihnen verblassen alle weiteren Figuren, die im Grunde aber auch gar nicht vorhanden sind, denn der Regisseur Paolo Virzi zieht es vor sich im Film komplett auf die beiden Hauptcharaktere und deren Zusammenspiel zu konzentrieren. So fungieren alle Menschen, denen sie auf ihrer Reise begegnen, nur als Randnotizen, und dienen der genaueren Beschreibung der Persönlichkeiten von John und Ella, sowie den Auswirkungen einer Demenzerkrankung. Aber, obwohl Donald Sutherland eine herausragende Leistung abliefert, ist es dennoch Helen Mirren, welche mit ihrer Darstellung der liebevollen Ehefrau, die selbst erkrankt ist, die die Aufmerksamkeit der Golden Globes Jury auf sich gezogen hat. Sie wurde kürzlich für einen solchen nominiert.

…aber auch schlechte Augenblicke – als Ella ihn in einem Altersheim abgiebt.

Insgesamt ist „Das Leuchten der Erinnerung“ im Vergleich zum aktuellen Kinoprogramm eher schwere Kost. Mit seiner berührenden wie bedrückenden Geschichte, ist er wohl für das durchschnittliche Kinopublikum, das über flache Witze lachen möchte und sich an übertriebenen Actionszenen ergötzt, nicht geeignet. Cineasten, die hervorragende schauspielerische Darstellungen zu schätzen wissen, sowie Fans der Romanvorlage, werden diesen Film dennoch interessant finden.

Text: Barbara Klaus

Bilder: © Filmladen Filmverleih 

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