Immer wieder erreichen mich Anfragen, was der eigentliche Inhalt, der Sinn und Zweck meines 11bändigen Rahmenromans Das Blut der Ratte sein soll, zumal er so vielgestaltig daherkommt. Da nun schon der 4. Teil davon in gedruckter Form vorliegt und eine realistische Aussicht besteht, den 5. ebenfalls noch im Laufe des Jahres 2020 herauszugeben, möchte ich an dieser Stelle einmal kurz darauf eingehen. Und zwar, indem ich einen Teil des Vorworts, welches dem Gesamtwerk vorangestellt wurde, wiedergebe:
Der vorliegende Rahmenroman stellt in vielerlei Hinsicht etwas Ungewöhnliches dar, und zwar nicht nur, weil sich die fortlaufend erzählte Geschichte über elf Bücher erstreckt. Sie bildet, was ihre Handlung betrifft, durchaus nicht den Mittelpunkt des Werkes, obwohl es mancher Leser anders empfinden mag. Ihr Zweck besteht darin, Gerüst – und zwar ein so spannendes wie auch unterhaltendes – für das zu bilden, worum es mir in der Hauptsache geht: eine zeitgeschichtlich relevante und gleichzeitig hintergründig-philosophische Schilderung der letzten dreißig bis vierzig Jahre in Europa und ganz besonders in Deutschland. Zum Teil reichen die Erzählungen auch über diese geographische Eingrenzung hinaus, und außerdem beschäftigen sie sich intensiv mit der persönlichen Entwicklung des Einzelnen, mit der Erweiterung des inneren Potenzials des Menschen, mit Berufung und Reife sowie mit der Ausrichtung auf das, was Heinz Rudolf Kunze in einem seiner Lieder mit den Worten „mehr als dies, mehr als jetzt und mehr als hier“* umschreibt. Immer wieder wird der Leser zu einem neuen Blickwinkel ermuntert, der sich von dem gewohnten oder allgemein gesellschaftlich be- und anerkannten unterscheidet, sozusagen zu einer alternativen Wirklichkeit.
Die drei wohnungslosen Helden des Romans stellen die bestmöglichen Protagonisten für eine in der Absicht vorurteilslose Betrachtung ungewöhnlicher Lebensentwürfe dar, da sie buchstäblich nichts oder zumindest sehr wenig zu verlieren haben und somit freier sind als sie selbst von sich glauben.
Die Arbeit an dem Elfer-Zyklus zog sich über fünf Jahre hin, eine Zeit, die manchem in Anbetracht der Vielfalt der Texte kurz erscheinen mag, die aber „unter dem Segen gewaltiger Inspirationswellen“ stand. Zumindest empfand ich es so. Die Ideen zu den einzelnen Erzählungen entstanden aus Spontangesprächen, persönlichen Erlebnissen, ja Abenteuern, oder Geschichten, die mir Freunde „gaben“. Manchmal wurden sie auch von Fernseh-Talkshows angeregt oder gehen auf tatsächlich geschehene Ereignisse zurück.
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Um das Ganze anschaulicher zu gestalten, gewannen wir einen Zeichner für die Illustration des Gesamtwerks. Für jede der einzelnen Erzählungen entstand und entsteht also gleichzeitig eine Zeichnung, die nach Möglichkeit so hintersinnig daherkommen soll wie die Geschichte selbst. Reinhard Klink aus Osnabrück, der die ersten drei Teile des Rahmenromans als Illustrator übernommen hatte, wurde nun allerdings durch Götz Wiedenroth aus Flensburg abgelöst. Zarte, leicht verhaltene, aber dennoch vieldeutige Zeichnungen wichen auf diese Weise unmittelbaren und nicht selten tabulosen Karikaturen, die nichtsdestoweniger ebenso zu den Erzählungen passen, ja diesen wohl noch etwas besser tun.
* Vgl. H. R. Kunze, Lyrics.
Andreas H. Buchwald Greith, 13. Juli 2020