Sehenswerter Thriller mit Schockpotenzial
In Kürze (30.10.25) kommt mit „Bugonia“ das neueste Werk des Regisseurs Yorgos Lanthimos in die österreichischen Kinos. Der als „skurrile Sci-Fi Komödie“ betitelte Film ist zwar nicht ganz so lustig wie so manche Fans des Regisseurs erwarten würden, spiegelt jedoch gekonnt diverse aktuelle, sehr erschreckende gesellschaftliche Entwicklungen wider. Emma Stone und Jesse Plemons liefern in den Hauptrollen möglicherweise ihre bisher besten schauspielerischen Leistungen ab.
Teddy (Jesse Plemons) und sein unbedarfter Cousin Don (Aidan Delbis) sind davon überzeugt, dass es Außerirdische gibt, die planen die Erde zu zerstören. In ihr Visier gerät Michelle (Emma Stone), CEO eines großen Unternehmens, die sie für eine Außerirdische halten. Die beiden Verschwörungstheoretiker entführen kurzerhand Michelle, sperren sie in ihren Keller und versuchen sie durch Folter dazu zu bringen ihre wahre Identität preiszugeben.

Das Drehbuch für die Geschichte, welche sowohl als Tragödie oder Komödie angelegt sein könnte, schrieb der amerikanische Autor und Filmproduzent Will Tracy. Ein Blick auf seine bisherigen Arbeiten verrät schnell, dass er sich mit Satire und schwarzem Humor auskennt. So stammen etwa die (Mini-)Serien „The Regime“ (2024) und „Succession“ (2019-2023) aus seiner Feder. Leider sind jedoch am ehesten Parallelen zum Film „The Menu“ erkennbar, an dem Tracy als Produzent und Autor mitwirkte. So fehlt es dem Film „Bugonia“ – der auf der koreanischen, schwarzen Komödie „Save the Green Planet“ (2003) basiert – an jener unterhaltsamen Irrationalität, die Fans des Regisseurs von „Poor Things“ (2023) und „The Favorite“ (2018) sehr schätzen.

So arbeitet Yorgos Lanthimos auch in „Bugonia“ mit jenen Stilmitteln, für die er bekannt ist, und greift mit den grassierenden Verschwörungstheorien sowie der zunehmenden Selbstjustiz aktuelle, erschreckende Entwicklungen in der (amerikanischen) Gesellschaft auf – scheitert jedoch letztendlich gerade an diesen Tendenzen. Denn für eine Komödie werden diese Themen zu ernsthaft, zu eindringlich und geradezu furchterregend dargestellt. Auch auf die versprochenen Science-Fiction Elemente im Film muss das Publikum lange warten. Die allgemein bedrückende Stimmung von „Begonia“ wird durch das realitätsfremde, Lanthimos-typische Ende des Films nicht gemildert, sondern eher noch verstärkt.

So ist „Bugonia“ insgesamt ein beklemmender Thriller, der zum Nachdenken anregt und aufgrund einzelner, brutaler Szenen zurecht erst ab 16 Jahren freigegeben ist. Der Film ist (abseits der Regiearbeit von Yorgos Lanthimos) vor allem aufgrund der grandiosen schauspielerischen Darbietungen von Emma Stone und Jesse Plemons sehenswert. Sie gehen in ihren Rollen als erfolgreiche, mitunter manipulative, Geschäftsfrau und ein vom Leben enttäuschter, gewalttätiger Verschwörungstheoretiker vollständig auf. Dabei kommt ihnen auch der Umstand entgegen, dass der Film über weite Strecken als Kammerspiel im Haus der Entführer angelegt ist. Beide dürfen wohl positiv der kommenden Oscar-Saison entgegensehen. Ob auch Yorgos Lanthimos auf die eine oder andere Auszeichnung hoffen darf, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Text: Barbara Klaus
Bilder: © Atsushi Nishijima/Focus Features
