„Big Eyes“ – Filmkritik

„Big Eyes“ – oder als Tim Burton seine Eigenheiten verlor

In wenigen Tagen (24.04.) läuft der neue Film von Tim Burton, „Big Eyes“, in den österreichischen Kinos an. Die wahre Geschichte rund um das Ehepaar Keane, dargestellt von den Hollywoodstars Amy Adams und Christoph Waltz, wird hierbei für jedermann nachvollziehbar erzählt. Dass hier der Meister des skurrilen Films, Tim Burton, als Regisseur und Produzent seine Finger im Spiel hatte, ist nur in Ansätzen erkennbar. In vielen Aspekten bleibt die Handlung und Aufmachung des Streifens viel zu sehr dem Mainstream verhaftet.

Die alleinerziehende Malerin Margaret (Amy Adams) lernt im San Francisco der 1960er Jahre den charmanten und dominanten Walter Keane (Christoph Waltz) bei einer Kunstausstellung kennen und lieben. Binnen kürzester Zeit heiraten sie und ziehen zusammen. Walter, der (angeblich) auch Künstler ist, versucht seine und Margarets Bilder zu Geld zu machen. Nach einigen Rückschlägen beginnen sich die Leute für die Gemälde seiner Frau von Kindern mit großen, traurigen Augen zu interessieren. Kurzerhand gibt sich Walter Keane als der Erschaffer der Bilder aus und eine Lawine an profitablen Geschäften mit den Gemälden kommt ins Rollen. Nach der Eröffnung einer Galerie verkaufen sich die Reproduktionen der Motive als Postkarten und Poster zu Millionen und Abermillionen an die amerikanische Bevölkerung. Niemand zweifelt daran, dass Walter Keane der Urheber der Kunstwerke ist, aber Margaret kann mit der Zeit immer weniger mit der Lüge leben…

Als Lichtblick des Films kann die schon mehrfach für einen Oscar nominierte Amy Adams beschrieben werden. Für ihre Darstellung der Margaret Keane wurde sie auch 2015 mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Problemlos nimmt man ihr die Rolle der schüchternen und sich ihrem Mann unterordnenden Ehefrau ab. Dass mit einer solchen Charakterisierung ein emanzipiertes Frauenbild nicht gefördert wird, bleibt im Kontext dieses Films unerheblich, da er einerseits auf einer wahren Geschichte basiert und andererseits der Ausbruch aus diesem Klischee am Ende des Films, ohne zu viel vorweg zu nehmen, doch noch bis zu einem gewissen Grad gelingt. Obwohl für seine schauspielerische Leistung in „Big Eyes“ zumindest für einen Golden Globe nominiert, ist es gerade Christoph Waltz, der in diesem Film beinahe deplaziert erscheint. So spielt er auch in diesem Film einen „Bösewicht“, welcher für die Werke seiner Frau die Lorbeeren einheimst und fügt sich auch gut in diese Rolle ein, jedoch mag das Zusammenspiel mit Amy Adams nie so recht gelingen. Für ein harmonisches Leinwandpaar scheinen ihre Persönlichkeiten zu verschieden und so spielen sie oftmals regelrecht an einander vorbei.

Nach Filmen wie „Alice im Wunderland“ (2010), „Sweeney Todd“ (2007) und „Sleepy Hollow“ (1999), nahm auch bei „Big Eyes“ Tim Burton im Regiestuhl platz. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen an seine neueste Regiearbeit. Ähnlich wie „Ed Wood“ (1994), erzählt auch sein aktueller Film die Lebensgeschichte einer einzigartigen Persönlichkeit: jener der Malerin Margaret Keane. Jedoch fehlen diesem über weite Strecken die so beliebten und geliebten skurrilen, fantasiereichen, schaurigen und gleichzeitig unterhaltsamen Elemente, die die meisten seiner bisherigen Werke ausmachten. Nur in sehr wenigen Sequenzen treten diese ansatzweise zu Tage. Den Großteil des Films über bleibt das Dargestellte jedoch dem Mainstream verhaftet und unterscheidet sich kaum von anderen Filmen, welche sich an wahren Begebenheiten orientieren, wie etwa „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (2003). Somit wird an „Big Eyes“ auch deutlich, was passiert, wenn Tim Burton auf seine beiden schauspielerischen Zugpferde, Johnny Depp und Helena Bonham Carter, verzichten muss. Es fehlt das „gewisse Etwas“, das besonders eingefleischten Fans des Regisseurs und Produzenten abgehen wird.

Insgesamt ist „Big Eyes“ ein inhaltlich gelungener Film, der aber aus der Masse der aktuellen Kinofilme kaum heraussticht. Für sich alleine machen beide Hauptdarsteller, Amy Adams und Christoph Waltz, ihre Sache gut, jedoch wirken sie bezüglich ihres Zusammenspiels auf der Leinwand wie willkürlich zusammengewürfelt. Vor allem Fans von Tim Burton werden von seinem aktuellen Schaffen wohl enttäuscht sein, da er auf viele Elemente, für welche er so bekannt ist, im Rahmen seiner aktuellen Regiearbeit verzichtet hat. Spannender dürfte wohl wieder seine Fortsetzung zu „Alice im Wunderland“ (2010), „Alice Through the Looking Glass“, die 2016 in die Kinos kommen soll, werden.

Barbara Klaus

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