„A Quiet Place: Tag Eins“ – Filmkritik

Der Beginn der Stille

Diese Woche (27.06.) kommt mit „A Quiet Place: Tag Eins“ das – von so manchen Fans wohl sehnsüchtig erwartete – Prequel zur gleichnamigen Reihe in die österreichischen Kinos. Als dennoch eigenständiger Film überzeugt er insbesondere durch seine Konzentration auf eine Hauptfigur und ihre Emotionen sowie (temporären) Begleiter zu Beginn der Apokalypse. In dieser Rolle brilliert die Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o.

Die schwer kranke, junge Frau Sam (Lupita Nyong’o) fährt mit ihrer Katze Frodo auf einen Gruppenausflug nach New York City mit nur einem Ziel – ein sehr gutes Stück Pizza. Als jedoch Meteoriten mit Aliens vom Himmel auf die Erde fallen, nimmt der Tag eine dramatische Wendung. Inmitten der apokalyptischen Ereignisse trifft sie auf den britischen Studenten Eric (Joseph Quinn). Gemeinsam kämpfen sie sich mit ihrer ganz eigenen Agenda durch die immer menschenleerere Stadt, in der jedes Geräusch lebensgefährlich ist.

Nach der Invasion ist Stille das Gebot der Stunde.

Nach den höchst erfolgreichen ersten beiden „A Quiet Place“-Filmen, die Monate und Jahre nach der Alien-Invasion spielen, folgte als beinahe logischer Schritt die filmische Verarbeitung jenes Tages, der das Leben auf der Erde grundsätzlich veränderte. Dabei lässt der Film leider sehr viele Fragen unbeantwortet: Woher kommen die Aliens? Was wollen sie auf der Erde? Die Eigenschaften der Kreaturen selbst – sie sind blind, können aber selbst die kleinsten Geräusche wahrnehmen – sind dagegen altbekannt und garantieren auch noch im dritten Teil der Filmreihe intensive Grusel- und Spannungsmomente. Hierfür ist auch der deutliche Schauplatzwechsel, im Vergleich zu den vorherigen Filmen, von zentraler Bedeutung. Denn New York City mit seiner hektischen Betriebsamkeit, den riesigen Wolkenkratzern und einem durchschnittlichen Lärmpegel von 90 Dezibel bietet das perfekte Setting für die Ankunft der Aliens auf der Erde.

Mit ihrer Katze Frodo kämpft sich Sam (Lupita Nyong’o) durch NYC.

So fehlt es „A Quiet Place: Tag Eins“ auch nicht an lautstarken Actionszenen, welche die sonst so überlaufene Großstadt völlig verändern und in einer geradezu gespenstischen Stille zurücklassen. In dieser Hinsicht erinnert der Film ein wenig an den vor 20 Jahren erschienenen Katastrophenfilm „The Day After Tomorrow“, wobei die Actionszenen in „A Quiet Place: Tag Eins“ wesentlich rarer und weniger episch angelegt sind. Auch der Horror selbst ist, wie bereits in den Vorgängerfilmen, sehr subtil. Fans klassischer Slasher- und Horrorfilme, die versuchen ihr Publikum mit viel Blut und Gewalt zu fesseln, wird höchstwahrscheinlich auch das Prequel nicht überzeugen. Vielmehr legt der Regisseur und Drehbuchautor Michael Sarnoski den Fokus auf die Gefühls- und Erlebniswelt einer einzelnen Person während der apokalyptischen Ereignisse in New York City.

In Eric (Joseph Quinn) findet Sam einen Freund.

In dieser Rolle brilliert die kenianische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o („12 Years a Slave“, „Black Panther“), die für sich keinen Fluchtweg sucht, sondern aufgrund ihrer persönlichen Situation ganz andere Ziele verfolgt und der insbesondere ihre „Assistenz-Katze“ Frodo am Herzen liegt. In diesem Kontext ist leider der Umstand, dass die Katze im Chaos immer wieder zu ihr zurückfindet und auch keinerlei verräterischen Geräusche macht, höchst unrealistisch und könnte – wenn sie nicht so niedlich wäre (Stichwort: Cat Content) – den Gesamteindruck des Films stören. Der, abseits der Katze, beständigste Begleiter an ihrer Seite wird vom britischen Newcomer Joseph Quinn („Stranger Things“-Serie) verkörpert. Die überzeugende Darstellung der Freundschaft, welche sich zwischen den beiden Charakteren Sam und Eric unter den gegebenen Umständen in kürzester Zeit entwickelt, bestimmt zu einem guten Teil die Handlung und Stimmung des Films. Insgesamt ist der subtile Horrorfilm „A Quiet Place: Tag Eins“ alles andere als eine bloße Überbrückung zum nächsten Teil der Filmreihe, der 2025 erscheinen soll, sondern als eigenständiger Film absolut sehenswert.

Text: Barbara Klaus
Bilder: © 2024 Paramount Pictures

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