„5 Seconds of Summer“ – Konzertbericht

Regen draußen – gekreischte Begeisterungsstürme drinnen

Nach einer rund zweiwöchigen Pause setzte die australische Band „5 Seconds of Summer“ am Donnerstag (12.05.) ihre „Sounds Live Feels Live Tour“ auf dem europäischen Festland in der Wiener Stadthalle fort. Das durchschnittlich 14- bis 18-jährige weibliche Publikum bereitete hierbei trotz eines extrem schlechten Wetters vor den Toren der Halle den vier Musikern einen festlichen Empfang in Form eines jeglichen Lautstärkenpegel übersteigenden Kreischkonzertes.

Wie zu erwarten war, war das Publikum der jungen männlichen Band – die Mitglieder sind zwischen 19 und 21 Jahren alt – fast durchgehend jugendlich und weiblich. Die Ausnahmen bildeten nur (mehr oder eher doch weniger) gequälte erwachsene Begleitpersonen, die aufgrund des Alters mancher Besucher notwendig waren. Umso erfreulicher, dass (möglicherweise) in Hinblick auf das Zielpublikum fast der ganze Stehplatzbereich in einen Sitzplatzbereich umgewandelt wurde und sich nur einige hundert weibliche Fans auf einem schmalen Streifen immer näher an die Bühne drängten, um ihrer Lieblingsband ein klein wenig näher zu sein. Dies hielt aber die übrigen Besucher nicht davon ab schon vor dem Auftritt von „5 Seconds of Summer“ stehend, nervös von einem Fuß auf den anderen wippend, auf diese zu warten und sie dann auch entsprechend enthusiastisch in Empfang zu nehmen.

Was folgte war eine einzige Herausforderung für die Gehörgänge – aber nicht im musikalischen Sinne. Denn während die Songs der (Boy-)Band sich durchaus im Rahmen des üblichen bewegten, waren es die tausenden weiblichen kreischenden Stimmen, die so manchen Ohren schon nach kürzester Zeit zusetzten. Über so viel Begeisterung, wenn auch vielleicht nicht in dieser Tonlage, würde sich auch die eine oder andere Musikgruppe freuen. Bei vergleichbaren, auch auf Jugendliche zugeschnittene Akts á la Selena Gomez und Justin Bieber kann es kaum lauter sein. Nur „One Direction“, für die die australische Band schon mehrmals als Support fungierte, sind wohl noch eine andere Kategorie. Sie locken eine noch deutlich größere Zahl an weiblichen Fans – letztes Jahr füllten sie das Wiener Station – an. Dennoch erreichten genau jene weiblichen Begeisterungsstürme in der Wiener Stadthalle ein Lautstärkenlevel bei dem so manche Musikanlage schlapp gemacht hätte. Nicht so jene von „5 Seconds of Summer“! Auf einen entsprechenden Geräuschpegel eingestellt schafften sie es zu jeder Zeit die Oberhand zu behalten. Also: 1:0 für die Musikanlage der Band.

Dass die Band auch noch relativ erholt war, machte sich auch an ihrer Bereitwilligkeit mit dem Publikum zu kommunizieren bemerkbar. So fanden sie nicht nur die klischeehafte Verwechslung von Austria und Australia unterhaltsam, sondern besangen auch das „biggest Wiener Schnitzel“, das sie unter Tags gegessen hatten. Was natürlich wiederum Begeisterungsstürme von Seiten des Publikums zur Folge hatte. Abgesehen von den jugendlichen Besuchern und der auf Mainstream zugeschnittenen Musik, hat „5 Seconds of Summer“ nur noch wenig mit den klassischen Boybands der 1990er Jahre zu tun. Tänze in Formation und auf einander abgestimmte Outfits waren gestern. Heutzutage hat jedes Bandmitglied seinen eigenen Stil und (zum Glück) auch Bewegungsmuster. Dementsprechend ähnelt auch „5 Seconds of Summer“ eher jenen Gruppen, die sie selbst als ihre größten musikalischen Einflüsse bezeichnen, wie z.B. Green Day und Nickelback. Optisch könnte aus den jetzt noch jungen Erwachsenen so in Zukunft eine erfolgversprechende Rockband mit langanhaltendem Erfolg werden.

Zusammengefasst ein interessanter Abend, der dem einen oder anderen weiblichen Fan aufgrund der Lautstärke von Seiten der Band und des Publikums wohl den vermeintlich ersten (und nicht letzten) „Konzert-Kater“ eingebracht hat – Tinitus und Kopfschmerzen inklusive. Dennoch werden diese mit Sicherheit sagen: es hat sich ausgezahlt. Denn für eingefleischte Fans ist das Aufeinandertreffen mit ihrer angebeteten Band doch das allerschönste und jegliche Mühen wert.

Text: Barbara Klaus

Alle Fotos: © Barbara Klaus

 

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