Wachsende Schere zwischen Arm und Reich schadet der ganzen Gesellschaft Armut

Armut ist unsichtbar. Armut ist oftmals nicht auf den ersten Blick erkennbar. Doch ist sie in Österreich überhaupt ein Thema? Ja. Jeder 8. Österreicher lebt unter der Armutsgrenze. Auch wenn sich Armut in Österreich von jenen Ländern unterscheidet, in denen es weder Schulen noch Krankenhäuser gibt und täglich Menschen an Unterernährung und Seuchen sterben. Was alle Armutsbetroffenen gemein haben, ist der Mangel an Möglichkeiten. Mangel an Ernährung, Bildung, Gesundheit, aber auch an Freundschaften. 511.000 Menschen in Österreich können es sich nicht leisten, gutes Essen einzukaufen, Freunde zum Essen nach Hause einzuladen oder ihre Wohnung warm zu halten. Besonders betroffen sind vor allem Frauen, ein Viertel der Betroffenen sind Kinder.

Die Zahl der Menschen, die eine Mindestsicherung beziehen, hat sich seit 1999 mehr als verdoppelt (von 71.500 auf 200.000). Die Haushaltseinkommen sind zwar stabil, jedoch erhöhen sich die Ausgaben kontinuierlich. Dazu kommt, dass das Risiko durch das soziale Netz zu fallen gestiegen ist, nicht zuletzt wegen der Wirtschaftskrise. Armut kann daher jeden jederzeit treffen.

Reichtum

Generell versteht jeder unter Reichtum etwas Anderes. Meistens jedoch handelt es sich um Überfluss an materiellem Besitz, was wiederum ein Überfluss an Freiheiten und vor allem Möglichkeiten bedeutet. Vorrangig wird als Reichtum jedoch nicht das Einkommen verstanden, sondern Vermögen (Aktien, Immobilien). In Österreich ist Vermögen äußerst ungleich verteilt. Dazu kommt, dass Besitzer hoher Vermögen nur eingeschränkt erfasst werden und die tatsächliche Ungleichverteilung wesentlich größer ist. Die wichtigste Vermögensquelle sind dabei Erbschaften.

Auswirkungen für die Gesellschaft

Empirische Belege der Public Health Forschung zeigen auf, dass die soziale Schere mehr Gewalt, Stress und eine verminderte Lebensqualität mit sich bringt. Geht die Schere weiter auf, bedeutet dies ein Anstieg von Krankheiten, Teenager-Schwangerschaften, Schulabbrechern, vollere Gefängnisse und mehr soziale Ghettos. All diese Faktoren bedeuten wiederum mehr volkswirtschaftliche Kosten. Eine höhere Schulabbrecher-Quote zum Beispiel zieht steigende Sozialausgaben nach sich, ebenso höhere Gesundheitskosten und entgangene Steuereinnahmen. Hätten arme Menschen mehr Geld zur Verfügung, würde Zufriedenheit und Wohlbefinden deutlich ansteigen. Aber auch Gesundheit und Lebenserwartung steigen mit höherem Einkommen und sozialen Status. Schlussendlich gilt: je kleiner die Kluft zwischen arm und reich ist, desto größer ist der soziale Zusammenhalt und desto besser funktioniert eine Gesellschaft.

Wie Armut bekämpfen?

Es gibt viele Wege sich für Armutsbekämpfung zu engagieren. Jeder ist dazu aufgerufen bei Armut hin- statt wegzusehen. Soziale Einrichtung gibt es in Österreich viele, dennoch liegt es mit seinen Sozialdienstleistungen immer noch unter dem EU-Durchschnitt. Ungenütztes Potenzial gibt es vor allem in der Kinderbetreuung und in der Pflege. Würde mehr in den frühkindlichen Bereich investiert, sozial integrative Schulen gefördert und Menschen in der Pflege besser versorgt werden, könnte ein entscheidender Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet werden.

Nicht zuletzt zeigt sich die Armutskonferenz stark an dieser Thematik beteiligt. Am 23. und 24. Oktober fand in Salzburg die 9. Armutskonferenz statt. Sie drängt vor allem Politiker zum Handeln und vernetzt über 30 soziale Organisationen. Ihr Engagement liegt besonders darin, Hintergründe und Ursachen, Daten und Fakten, Strategien und Maßnahmen von Armut zu thematisieren und bessere Lebensumstände zu schaffen. Ganz nach den aktuellen Prinzipien „Gebrauchen, Zusammenarbeiten, Teilen und Beitragen“ (armutskonferenz.at), soll es möglich gemacht werden Armutsgrenzen niederzureißen und überwindbar zu machen.

Melanie Remes

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