„The Girl on the Train“ – Filmkritik

Humorbefreite Literaturverfilmung mit Emily Blunt

In Kürze (26.10.) kommt die Literaturverfilmung „The Girl on the Train“ auch in die österreichischen Kinos. Der in vielerlei Punkten allzu flach geratene Thriller erinnert zu sehr an diverse bisherige Krimis, um den Zuschauer noch überraschen zu können. In den Hauptrollen sind u.a. Emily Blunt, Justin Theroux und Luke Evans zu sehen.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die schwer alkoholkranke Rachel (Emily Blunt), die zwei Mal am Tag mit dem Zug nach und von Manhattan pendelt. Hierbei fährt sie immer an jenem Haus in einem New Yorker Vorort vorbei, in welchem ihr Ex-Ehemann Tom (Justin Theroux) mit seiner neuen Frau Anna (Rebecca Ferguson) lebt. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich jedoch oftmals auf ein wenige Meter von diesem entferntes Haus, in welchem, ihrer Meinung nach, das perfekt Paar lebt: Scott (Luke Evans) und Megan (Haley Bennett). Eines Tages jedoch sieht Rachel Megan auf dem Balkon mit einem fremden Mann – kurze Zeit später ist Megan spurlos verschwunden. Als sich Rachel mit ihrer Beobachtung an Scott wendet, gerät sie selbst ins Visier der Polizistin Riley (Allison Janney). Aufgrund ihrer Alkoholsucht kann sich nämlich Rachel nicht daran erinnern, was sie am Tag des Verschwindens von Megan getan hat…

Jeden Tag fährt Rachel (Emily Blunt) mit dem Zug.

Oftmals mit „Gone Girl“ verglichen, kommt die Romanverfilmung „Girl on the Train“ qualitativ leider weder an seine filmischen Vorgänger noch seine Literaturvorlage heran. Nur durch eine große Anzahl an Zeitsprüngen, baut sich ein mittelmäßiges Spannungsniveau mit der Zeit auf und kann bis ans Ende erhalten werden. Bis dieses jedoch erreicht wird, dauert es ein Weilchen, wodurch besonders die erste Hälfte des Films kaum zu unterhalten vermag. Die Frage nach dem Täter wird erst in einem hochdramatischen Showdown am Ende des Films gelöst, welcher jedoch das Publikum nicht für den restlichen schwächelnden Film entschädigen kann. Der mögliche tiefere Sinn des Films – die Dekonstruktion des idyllischen Bildes der perfekten Vorstadt – wird völlig humorbefreit zu vermitteln versucht, wodurch der Film (leider) deutlich an Unterhaltungswert verliert.

Die scheinbar perfekte Beziehung: Scott (Luke Evans) und Megan (Haley Bennett).

Einziger Lichtblick des Films ist die Hauptdarstellerin Emily Blunt, welche in der Rolle der alkoholkranken Rachel zu sehen ist. Obwohl sie im Part der ständig betrunkenen Irren nicht so ganz überzeugt, wird sie zur Sympathieträgerin des Films. Der Mangel an Alternativen spielt hierbei wohl auch eine Rolle. Denn sowohl Rebecca Ferguson (Anna) als auch Haley Bennett (Megan) verharren in äußerst oberflächlichen Darstellungen frustrierter Hausfrauen, denen jegliche individuelle Charakterzüge fehlen. Dazu kommen noch zwei (mehr oder weniger offensichtlich) gewaltbereite Männer, Tom (Justin Theroux) und Scott (Luke Evans), die keinerlei Respekt gegenüber dem weiblichen Geschlecht haben.

Rachels Ex-Ehemann Tom (Justin Theroux) mit seiner neuen Frau Anna (Rebecca Ferguson).

Insgesamt ist „The Girl on the Train“ eine mäßig gelungene Literaturverfilmung, die besonders zu Beginn kaum Spannung verspricht, aber mit einem furiosen Finale endet. Nur die solide schauspielerische Leistung von Emily Blunt („Der Teufel trägt Prada“) vermag in diesem komplett humorbefreiten Film zu unterhalten. Während somit Fans der Hauptdarstellerin der Film zu empfehlen ist, werden Leser und Leserinnen der Roman-Vorlage von dessen Umsetzung wohl eher enttäuscht sein.

Bilder: © 2016 Constantin Film Verleih GmbH

Text: Barbara Klaus

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