Honig im Kopf

Das Bühnenstück von Florian Battermann, nach dem gleichnamigen Film, aufgeführt von der Neuen Bühne Wien, im KUMST Strasshof, unter der

Regie von Sam Madwar war wieder einmal ein Griff von Dr. Gerhard Kitzler, in die Goldkiste der Theaterwelt. Wie der Mann es schafft, immer wieder solche Highlights auf die Bühne seines Theaters zu bringen, grenzt beinahe an ein Wunder, abgesehen von all den anderen Kunstaktivitäten, die er auf die Beine stellt. Er ist ein Allroundler, wie man nicht so bald einen Zweiten findet.

Honig im Kopf ist in diesem Stück wohl eine liebevolle Umschreibung für Demenz und Alzheimer. Es führt dem Zuschauer ernst und durchaus auch heiter vor Augen, dass ein Erkrankter viel Liebe und Verständnis braucht, was seiner Umwelt aber ungemein viel Geduld, und Einfühlungsvermögen abverlangt. Dass Kinder mit den gegebenen, für Erwachsene meist aufreibenden Situationen im Zusammenleben mit Alzheimerkranken gut zurechtkommen, und sogar auf deren Wünsche eingehen, wird eindrucksvoll gezeigt. Die Enkeltochter, die mit ihrem dementen Großvater heimlich nach Venedig reist, um ihm eine tiefe Sehnsucht zu erfüllen, bringt die Familie ganz schön durcheinander. Natürlich geht auf der Reise nicht alles glatt und die eigentlich ernsten Situationen, die sich daraus ergeben, erzeugen Heiterkeit, vor allem, wenn es nicht persönlich betrifft.

Ein kleines Ensemble von sieben SchauspielerInnen, wobei einige mehrere Rollen übernommen hatten, brachte die überaus aktuelle Aussage dieses Stückes glaubwürdig. Realistisch, berührend und doch mit Humor dem Publikum nahe.

Dem Großvater, brillant dargestellt von dem, dem Publikum in Stasshof bereits bekannten Schauspieler Johannes Terne mit seiner Enkelin Tilda, fantastisch gespielt von der blutjungen Fanny Altenburger, gelang es, die Zuschauer von Anfang bis Ende zu fesseln.

Die attraktive Barbara Kaudelka, als Sara Rosenbach und Heinz-Arthur Boltuch, als Niko Rosenbach, Tildas Eltern, vermochten die Sorge um Tochter und Großvater überzeugend zu vermitteln.

Natascha Shalaby, verkörperte nicht nur Saras Mutter, sondern auch noch sechs andere kleine Rollen, sowie auch Gerhard Karzel, dem die Rolle des Rezeptionisten offensichtlich am meisten Spaß gemacht zu haben schien.

An dieser Produktion aber noch äußerst erwähnenswert ist das, von Sam Madwar und Martin Gesslbauer geschaffene Bühnenbild und die ansprechenden Projektionen. Die, auf eine verschiebbare Kulissenwand projizierten Bilder versetzten die Zuschauer direkt an die vielen Orte der Handlung. Eine herrliche Idee, auf diese Weise die Bühne lebendig zu gestalten, ohne vieler, langwieriger Umbauten.

Der anhaltende Applaus und die lauten Beifallsrufe, besonders für Johannes Terne und Fanny Altenburger, bestätigten die Begeisterung des zahlreich erschienen Publikums.

Man kann nur hoffen, dass Dr. Gerhard Kitzler wieder einmal die Möglichkeit hat, die Neue Bühne Wien unter der Leitung von Marcus Strahl, einzuladen.

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