„Florence Foster Jenkins“ – Filmkritik

Schiefe Töne und liebenswerte Charaktere

In Kürze (25.11.) kommt mit „Florence Foster Jenkins“ einer der berührendsten und zugleich unterhaltsamsten Filme des Jahres in die österreichischen Kinos. Der Bio-Pic rund um die schlechteste Opernsängerin der Welt erfindet zwar das Rad nicht neu, hat jedoch gute Chancen bei den kommenden Oscars in der einen oder anderen Kategorie Nominierungen zu erhalten. Besonders Meryl Streep, welche in der Hauptrolle zu sehen ist, könnte schon zum unglaublichen 20sten Mal für einen Oscar vorgeschlagen werden.

New York, 1944: Die steinreiche Millionärin Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) bringt kaum einen geraden Ton heraus, möchte aber dennoch als Opernsängerin auf der Bühne stehen. Sowohl ihr Mann, als auch ihr Gesangslehrer und das ihr wohlgeneigte Publikum bei Privatkonzerten offenbaren ihr nicht, dass sie kaum ein Talent zur Sängerin besitzt. Als sie jedoch die Carnegie Hall in New York anmietet, um vor tausenden Personen, u.a. Kriegsveteranen aus WW II, aufzutreten, scheint es unmöglich den Schein ihres (angeblichen) gesanglichen Könnens aufrecht zu erhalten…

Florence (Meryl Streep, re.) tritt u.a. als Walküre auf.

Wenn Florence Foster Jenkins zu singen beginnt, klingt es in den Ohren vieler wie eine sterbende Katze. Kreischend, schrill und definitiv völlig falsch. Dennoch möchte sie sich ihren Lebenstraum, vor einem großen Publikum als Opernsängerin aufzutreten, nun endlich erfüllen. Denn sie dürfte aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr ewig leben. So wurde Jenkins mit nur 18 Jahren von ihrem ersten Ehemann mit Syphilis angesteckt. 50 Jahre hat sie bisher mit der Krankheit überlebt, was aufgrund des damaligen Stands der Medizin an ein Wunder grenzt. Sie selbst behauptet, dass ihr die Musik und das Singen helfen immer weiter zu machen. Aus diesem Grund unterstützt sie ihr zweiter Mann St. Clair Bayfield (Hugh Grant), ein erfolgloser englischer Shakespeare-Schauspieler, aktiv den Schein aufrecht zu erhalten.

Mit ihrem Mann (Hugh Grant, li.) verbindet Florence eine liebevolle Beziehung.

Mit der Zeit wird das Netzwerk an Personen, die eingeweiht sind, immer größer. So wird nicht nur ein Pianist (Simon Helberg) und ein Gesangstrainer engagiert, sondern auch im kleinen Rahmen ein gesamtes Publikum dazu bewegt aufgrund ihres nicht vorhandenen Gesangstalents zu lachen oder zu weinen. Die durchwegs älteren Zuhörer sind ihr jedoch aufgrund ihrer u.a. finanziellen Verdienste rund um das Musikleben in New York von Natur aus wohlgesonnen. Im Endeffekt entsteht so eine ganze Reihe an tragischen als auch komischen Situationen, die zu einem Grande Finale in der Carnegie Hall führen.

Aber auch mit ihrem Pianisten (Simon Helberg, re.) verbindet sie eine enge Freundschaft.

In der Hauptrolle der Tragikomödie „Florence Foster Jenkins“, die auf realen Ereignissen und Personen basiert, ist Meryl Streep, eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen der Gegenwart, zu sehen. Wie schon so viele Charaktere zuvor, haucht sie auch Florence Foster Jenkins auf unverwechselbare Art und Weise Leben ein und macht sie zu einer zugleich komischen als auch tragischen Figur, die das gesamte Publikum für sich einnimmt. An ihrer Seite ist stets Hugh Grant, der in die Rolle ihres Managers und Manns St. Clair Bayfield schlüpft. Einerseits aufopfernder Ehemann und andererseits notorischer Ehebrecher (mit Florence kann er aufgrund ihrer Erkrankung keine körperliche Beziehung führen), ist er eine stark ambivalente Figur, die stets zwischen Sympathie und Antipathie schwankt. Komödiantisches Talent beweist vor allem Simon Helberg in der Rolle des Pianisten Cosme McMoon. Allein seine Gesichtszüge, wenn er versucht ernsthaft zu bleiben oder auch ein Lachen zu unterdrücken, sind schon einen Kinobesuch wert.

Am Ende erscheint Florence als Engel auf der Bühne.

Insgesamt ist „Florence Foster Jenkins“ ein bewegender und zugleich amüsanter und kurzweiliger Film, der Alt und Jung begeistern wird. Neben einem ästhetisch sehr schönen historischen Setting in der Upper Class der 1940er Jahre in New York, bezieht der Film vornehmlich seine Qualität aus den hervorragenden schauspielerischen Leistungen von Meryl Streep, Hugh Grant und Simon Helberg. Am Ende des Films wird dann, so weit darf verraten sein, das „richtige“ musikalische Talent von Meryl Streep offensichtlich…

Bilder: © 2016 Constantin Film Verleih GmbH

Text: Barbara Klaus

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