„Eine Führung zum Fürchten“ – Bericht

Von Wiedergängern, Brandkatastrophen und Hinrichtungen

Wer den Zentralfriedhof einmal etwas anders erleben möchte, hat jetzt die Gelegenheit dazu. Denn mit 31.10., pünktlich zu Halloween, startet die „Führung zum Fürchten“. Rund zwei Stunden lang führt Gabi Saeidi bis zu 25 Interessierte durch die bekannteste Begräbnisstätte in Wien und erzählt dabei nicht nur von (vermeintlichen) Wiedergängern und umgebetteten Gebeinen, sondern gibt auch einen kleinen Einblick in die Geschichte Wiens und dessen Persönlichkeiten, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden. 

Der Zentralfriedhof bei Nacht ist normalerweise Rehen, Raben und so manchen Filmstudenten vorbehalten, die, natürlich unerlaubterweise, den Friedhof als Kulisse für ihre Horrorfilme nutzen. Dank der „Führung zum Fürchten“ kann jetzt, ganz legal, ein Blick auf die berühmte Begräbnisstätte im Dunkeln geworfen werden. Schaurig und düster ist dieses Event durchaus. Bis auf eine Taschenlampe, mit der Gabi Saeidi den Weg weist und diverse Grabmäler ausleuchtet, verirrt sich üblicherweise Abends kein Lichtstrahl auf den Zentralfriedhof. Wem dies zu viel des Guten ist bzw. Angst hat zu stolpern, sollte sein Handy, das immer ein wenig Licht bietet, besser nicht zu Hause vergessen.

Arkaden – Grabmal August Zang.

Schließlich führt bereits der erste Weg zu einem etwas unheimlichen Grabmal – jenem, das den Männern und Frauen gedenkt, die ihren Körper der Forschung gewidmet haben. Gleich zu Beginn geht man hier der Frage nach Wiedergängern und Vampiren auf den Grund. Damit wäre der erste gruselige Einstieg geschafft, aber auch so manch andere Stationen können mit einem ähnlichen Schauer-Faktor aufwarten. Dazu zählt etwa auch die Grabstätte der Opfer des Ringtheaterbrandes von 1881. Durch die Erzählung von diesem scheinbar verfluchten Standort, der im Dokumentarfilm „Sühnhaus“ ausgiebig behandelt wird, sowie weiteren Darstellungen, wird ein kleiner Einblick in die Geschichte der Stadt Wien, sowie Persönlichkeiten, die sie bzw. von ihr geprägt wurden, gewährt.

Grabstätte der Opfer des Ringtheaterbrandes (1881).

Dementsprechend dürfen auch Geschichten über Helmut Qualtinger, eine der polarisierendsten Persönlichkeiten der 1960er und 1970er Jahre, den letzten Scharfrichter von Wien, Josef Lang, und seine (zunächst) missglückte Hinrichtung von Cesare Battisti, sowie Ludwig van Beethoven, der ursprünglich nicht am Zentralfriedhof seine letzte Ruhestätte fand, nicht fehlen. Fehlen ist eines jener Stichworte, das die Tour prägt. So weiß Gabi Saeidi z.B. von berühmten und berüchtigten Verstorbenen zu berichten, die nicht vollständig den Weg in ihr Grab geschafft haben. Leider wird aber auch eines der bekanntesten Gräber, an welches tausende Menschen jedes Jahr pilgern, ausgelassen – jenes von Falco. Dafür wird u.a. der Präsidentengruft und dem etwas ungewöhnlichen Grabmal von August Zang, dem Gründer der „Presse“, in den Arkaden ein Besuch abgestattet.

Letzte Ruhestätte von Ludwig van Beethoven.

Insgesamt ist „Eine Führung zum Fürchten“ nichts für allzu schwache Nerven und darf aus gutem Grund erst ab 14. Jahren besucht werden. Besonders, wenn es im Gebüsch oder in den Bäumen raschelt, ist so mancher kurze Schreckmoment dabei. Aber auch die Geschichten selbst sind nicht für Kinderohren geeignet. Trotzdem werden gerade Wiener und Wienerinnen die gruselige und etwas morbide Stimmung, sowie die schaurigen Geschichten rund um ihre Stadt lieben. Aufgrund des großen Andrangs wurde die Liste mit Terminen bereits bis Februar 2019 erweitert.

Text und Fotos: © Barbara Klaus

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