„Chippendales“ – Bericht

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Viel Neues, wenig Bekanntes

Gestern (10.10.) ging die erste von insgesamt zwei Shows der Chippendales in Wien über die Bühne. Im Rahmen der „About last night…“-Tour wurde zwar das Rad nicht neu erfunden, jedoch (gezwungenermaßen) einige Neuerungen vorgenommen, die wohl vor allem Fans, die bereits öfters bei der Show dabei waren, aufgefallen sein dürften und möglicherweise mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurden. Dennoch war es eine, wenn auch etwas veränderte, sehr gelungene Show, die auch in Zukunft auf einer Welle des Erfolges reiten wird.

Wie jedes Jahr Anfang Oktober statteten die Chippendales auch 2018 der österreichischen Hauptstadt einen Besuch ab. So manche „Wiederholungstäter*in“, die bereits mehrere Tourneen der Chippendales miterlebt hat, dürfte sich über das diesjährige Konzept der Show – im Vergleich zu den letzten Jahren – ein wenig gewundert haben. Denn die Struktur der Show hat sich in zahlreichen Punkten sehr offensichtlich verändert. Besonders schmerzen dürfte das Fehlen zweier Chippendales, die (bisher) wesentlich für das Gelingen der Show waren. Sowohl Justin Rhodes, der der Show durch seine Gesangseinlagen seinen eigenen Stempel aufdrückte, und Billy Jeffrey, Chippendales Ur-Gestein und Liebling des Publikums, dürften wohl die diesjährige Europatour „schwänzen“.

Durch ihre Abwesenheit waren zwei wesentliche Lücken zu füllen, den Macher*innen der Show ist dies auch mehr oder weniger gelungen. So verzichtete man diesmal auf einen dermaßen in Szene gesetzten professionellen Sänger und ließ auch vom Konzept eines zentralen Moderators ab. Stattdessen überbrückten mehrere Chippendales die Pausen zwischen den einzelnen Nummern. Dennoch hat sich Cody Canyon, der vor einigen Jahren bei den Chippendales mit der „Fifty Shades of Grey“-Nummer begann, zum „Leader“ der Gruppe hochgearbeitet. Insgesamt gab es, auch aufgrund des Fehlens bekannter Chippendales, viele neue Gesichter in der Gruppe zu entdecken. So war auch diesmal ein Brite mit von der Partie, den man problemlos an seinem Dialekt von seinen (fast) ausnahmslos US-amerikanischen Kollegen unterscheiden konnte.

Neu waren auch diverse Nummern in der Show selbst, denen einige Klassiker weichen mussten. Während bereits die MIB-Nummer letztes Jahr der Programmaktualisierung zum Opfer fiel, traf es dieses Jahr die „Footloose“-Sequenz. Aber auch neuere Elemente, wie z.B. die Live-Performance von Rachel Plattens „Fight Song“, wurden, wohl aufgrund von Justin Rhodes Abwesenheit, gestrichen. Gehalten hat sich die Performance von „Despacito“, dem Sommerhit des letzten Jahres. Neu dabei waren auch Nummern von Bruno Mars, Ed Sheeran und Taylor Swift. Auch wurde durch die Veränderung des Programms ein noch deutlicherer Schwerpunkt auf die Interaktion mit dem Publikum, durch das auf die Bühne holen einzelner Fans oder dem Tanzen im Zuschauerraum, gelegt. Auch die stark Bass-lastige Beschallung wurde im Vergleich zum Vorjahr noch einmal intensiviert. Erstaunlich ist dagegen, dass als Highlight am Ende der Show noch immer (bzw. schon wieder) auf bekannte Stücke diverser Boybands (Backstreet Boys, *NSYNC etc.) gesetzt wird, obwohl weder die Tänzer selbst noch ein guter Teil des Publikums mit diesen aufgewachsen sind. Noch verwunderlicher ist, dass diese Nummern nach wie vor eine dermaßen starke Wirkung auf die Fans haben.

Insgesamt war es ein gelungener Abend, an dem die Chippendales versprachen bzw. auch verstanden die Fantasien ihrer Fans, seien es nun Bauarbeiter, Offiziere oder Rockstars, auf die Bühne zu bringen. Dass es sich bei den Tänzern aber dennoch nur um Menschen handelt, wurde spätestens dann klar, als einer von ihnen sich am Ende einer Nummer auf dem Weg vom Publikumsbereich zurück auf die Bühne verirrte und den (gut versteckten) Nebeneingang zu dieser nicht fand. Seit gestern ist auch klar, wann die Chippendales Wien wieder unsicher machen werden. Fans der Truppe können sich den 7. bis 9. Oktober 2019 schon ganz dick in ihrem Kalender anstreichen. Dann werden sie nämlich gleich drei Auftritte im Museumsquartier absolvieren.

 

Text und Fotos: © Barbara Klaus

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