Ausstellungen Made 4 You & Dinge

Das MAK startet durch

Bericht von zwei spannenden Ausstellungen:

MADE 4 YOU Design für den Wandel vom 6. Juni – 7. Oktober u.

DINGE schlicht & einfach vom 13. Juni – 7. Oktober

Bericht von zwei Ausstellungen, die thematisch in einem organischen Kontext stehen und sich kongenial ergänzen. Da wird unter dem Thema MADE 4 YOU Fragen nach Technologien von Morgen, nach den Nutzen und langfristigen Überlebensstrategien gestellt. Kulturell, sozialer, ökologischer und ökonomischer Kontext wird an exzeptionellen Designkreationen abgehandelt. Über 80 innovative Projekte international agierender Unternehmen, Designeragenturen sowie junge Nachwuchstalente zeigen die Bedeutung von Design im Alltag exemplarisch auf.

Die mit Hartmut Esslinger entwickelte Ausstellung bemüht sich das Zusammenspiel von Designer, Unternehmern, Produktion und Konsumkultur zu veranschaulichen. Frei interpretiert orientiert sich Design nach Esslinger daran, unsere Bedürfnisse so zu decken, dass unsere Umgebung lebenswerter wird und Spaß und Kultur qualitativ einfließen.

Die Ausstellung gliedert sich formal in sechs Themen: Mobilität, digitale Konvergenz, Leben & Freizeit, Leben & Arbeit, Gesundheit und Überleben.

Die Ausstellungsgestalter (Designstudio Vandasye – Georg Schnitzer, Peter Umgeher) lassen uns in eine fiktive Umgebung eines Unternehmens der Zukunft blicken.

Den kuratorischen Filter passierten ausschließlich Best-Practice-Beispiele, die Konsumentenbedürfnisse mit kulturellen Ansprüchen und ökonomischen Erfolg in Einklang bringen.

Prototypen, Serienprodukte, Entwurfszeichnungen, digitale Applikationen und Filmbeiträge dokumentieren die Entwicklungsstufen einzelner gezeigter Produkte. Zahlreiche bekannte Namen finden sich hier wieder, höchst originell und sehenswert.

Auch den Studenten Innen wird großzügig Raum eingeräumt. Etwa 30 Projekte von Absolventinnen Esslingers an der Universität für angewandte Kunst in Wien werden als Modell und Multimediapräsentation vorgestellt. Sämtliche davon haben schon international auf sich aufmerksam gemacht und konnten teilweise renommierte Preise einheimsen.

Abschließend sei der Direktor des MAK Chr. Thun-Hohenstein angeführt, der das MAK mit MADE 4 YOU im Designbereich neu zu positionieren versucht: „letztlich hat Design immer dem Menschen zu dienen, dies aber unter Bedachtnahme auf ökologische, soziale und kulturelle Nachhaltigkeit.“

Ein deutliches Ausrufzeichen!

DINGE.

Behandelt in kongenialer Weise die gleiche Thematik, epochen- und kulturübergreifend vom Aspekt der Einfachheit und Schlichtheit ausgehend. Dabei wird Einfachheit nicht nur als Prämisse der Ästhetik, sondern auch im Kontext gesellschaftspolitischer und soziologischer Phänomene erörtert.

Sowohl in der europäischen, als auch der asiatischen Kunstgeschichte war das Element der Reduktion immer wiederkehrend stilgebend. Mit schlichten, einfachen Formen, unter Verzicht auf Materialopulenz und Zierrat wird das Ergebnis angestrebt.

Insbesondere die Möbelgestaltung hat signifikante Kreationen für diese Stilrichtung hervorgebracht und zitiert Beispiele vom Biedermeier bis zu zeitgenössischen Entwürfen. Anschaulich nachvollziehbar, wie sich im frühen 19. Jahrhundert einfache Zweckmäßigkeit bei der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen als ästhetische Qualität herauszubilden beginnt.

Luxus zeichnet sich heute durch vornehme Schlichtheit aus.

Exponate aus verschiedensten Materialien gefertigt belegen die Aussage und spannen den Bogen vom 15. Jahrhundert bis heute. An den Gebrauchsgegenständen des Alltags ist die Spannung zwischen Kargheit und Luxus besonders evident. Ebenfalls findet Technologie in Form handwerklicher Fähigkeiten ihren Eingang in das fertige Produkt. Naturgemäß wird der „Wiener Szene“ breiten Raum gewidmet.

Der ostasiatische Weg wird mit 120 Objekten dokumentiert. Die Tradition reicht bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück und widerspiegelt die Entwicklung hin zu einer gesellschaftspolitisch motivierten Ästhetik.

Der stilistische Auseinandersetzung mit China, Japan und Korea setzte früh ein und führte zu zahlreichen Nachahmungen.

Das MAK hat sich auf seinen ursprünglichen Auftrag, Kunst und Industrie zu fruchtbarer Zusammenarbeit anzuspornen besonnen und neue Akzente gesetzt. Steht zum einen, Aktualität mit Vision in die Zukunft unter Einbeziehung der historischen Entwicklung als Thema an, so wird in der zweiten Ausstellung eine Zusammenschau des Aspektes „schlicht und einfach“ im Laufe der Geschichte und internationalen Tendenzen abgehandelt. Sieht man von dem barocken Schnörkel einmal ab, der seinen musealen Charakter schon mit seiner Entstehung begründet hat, so stellt sich Design als immerwährende Aufgabenstellung dar. Kulturelle, soziale und ökologische Aspekte, technische Durchführbarkeit, Funktionalität, Ästhetik und kaufmännischer Erfolg müssen in einem Produkt zusammengeführt werden und zwar so, dass es in seinem Gebrauch und Anwendung erfolgreich bestehen kann.

Bewusst oder unbewusst ist es den Kuratoren gelungen Objekte auszustellen, die es dem Betrachter ermöglichen seinen eigenen individuellen Pfad zu finden,um sich klar zu werden, wie man dieses oder jenes in die eigene Persönlichkeit integriert hat. Schon die selbst getroffene Auswahl und der Gebrauch der jeweiligen Gegenstände ist eine Auseinandersetzung, die einem zum Vertreter der jeweiligen Stilrichtung macht. Ich habe mich durchschaut und nicht schlecht gestaunt…

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